Die Weihnachtsmaus (3)

Christine BĂŒttner

von Christine BĂŒttner

Story

Die Dame des Hauses holte vom Dachboden ihren vor drei Wochen gebackenen Christstollen und bestreute ihn mit einer dicken Schicht Staubzucker. Diese Köstlichkeit wĂŒrde es heute zum Nachmittagskaffee im Wohnzimmer geben. Der große Tannenbaum in der Ecke beim Fenster war mit den funkelnden goldenen Christbaumkugeln und dem Lametta eine Augenweide. Auch der Tisch wurde festlich geschmĂŒckt. Nach einiger Zeit schnitt die Mutter den Christstollen in StĂŒcke und platzierte den Teller aufdem Wohnzimmertisch. Sie holte noch einige Zweige aus dem Garten und wollte sie gerade auf die blĂŒtenweiße Tischdecke legen, als sie sah, dass eine große Scheibe von ihrem Christstollen fehlte.

Jetzt platzte der Hausfrau der Kragen und wieder gab es die Antwort: „Wir haben nichts genommen!“ Doch dann nahm das UnglĂŒck seinen Lauf. Sie folgte der Staubzuckerspur auf dem Boden in den Keller und sah, wie Kater Luzifer die eben gestohlene Christstollenscheibe unter einem Holzbrett ablegte. Sie verhielt sich ganz ruhig und sah dann mit Staunen, wie eine kleine Maus an dieser Köstlichkeit eine Zeitlang knabberte und schließlich den Rest in ihre Höhle bugstierte. „Das darf doch nicht wahr sein, du bist der Dieb!“ Der Kater sah sein Frauchen flehentlich an und das Wunder geschah, denn am Weihnachtsnachmittag und -abend sprechen alle Tiere miteinander und einige wenige Menschen können diese GesprĂ€che hören. So auch die Dame des Hauses. Sie streichelte den Kater und sagte: „Luzifer, jetzt weiß ich, warum ich keine Beute im Advent erhalten habe. Ich finde es großartig, dass du die Maus mit Essen versorgt und sie nicht getötet hast. Du bist eine sehr brave und hilfsbereite Fellnase!“

Damit war der Weihnachtsabend gerettet, denn jetzt wusste das Frauerl, dass Betty die Weihnachtskekse und das ChriststollenstĂŒck gefressen hatte. Die Weihnachtsmaus bekam von diesem Tag an ein kleines HolzhĂ€uschen im Wohnzimmer. Das Weihnachtsfest feierten alle gemeinsam und Betty bekam auch noch ein großes StĂŒck KĂ€se vom Hausherrn. Die Weihnachtsmaus gehörte ab jetzt zur Familie und musste nie mehr hungern oder frieren. Als das Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“ erklang, flog die GlĂŒcksfee zum Wohnzimmerfenster und sah mit einem LĂ€cheln, wie die Maus als Familienmitglied aufgenommen worden war. Die Weihnachtsmaus Betty und der schwarze Kater Luzifer verband ab jetzt eine immerwĂ€hrende Freundschaft – und ich bin mir ganz sicher, dass die kleine Maus auch heuer wieder mit „ihrer“ Familie das Weihnachtsfest feiert und einige Kekse fĂŒr sie allein gebacken wurden.

© Christine BĂŒttner 2021-12-09

Hashtags