Die Welt steht auf kein’ Fall mehr lang

Christine Sollerer-Schnaiter

von Christine Sollerer-Schnaiter

Story

ist der Untertitel des Theaterstücks “Der Weltuntergang” von Jura Soyfer und eine Anspielung auf Nestroys “Lumpazivagabundus”. (Im friedlichen Feenreich stört der Geist Lumpazivagabundus den Frieden. Er stiftet Zauberer- und Magiersöhne an, zu trinken, zu spielen; er verleitet sie zu einem Leben in Saus und Braus.)

Ich bin keine Moralpredigerin und auch keine Spielverderberin. Ich bin ein Genussmensch und liebe Wein, Mann und Gesang. Aber was zu viel ist, ist zu viel. Apre-Schi, Bierzelte und ähnliches meide ich schon lange, weil ich den Lärm, das Gedränge und den Gestank nicht aushalte. Feine Hüttenabende mit Spiel, Spaß, Singen und Tanzen sind meine geselligen Vergnügungen, die es leider fast nur mehr im privaten Rahmen gibt.

Aus dem Ueberfluss – oder mit Nestroy: Leben in Saus und Braus – ist für manche Menschen zwar viel Wohlstand entstanden, aber auch Unheil. Nicht gleich der Weltuntergang, aber – unter vielen anderen Dingen natürlich – Schaden für den Einzelnen und für die Umwelt.

Laut Wikipedia wird als Weltuntergang ein natürlich auftretendes, übernatürliches oder künstlich herbeigeführtes Ereignis bezeichnet, das die Menschheit, den Planeten Erde oder das Universum insgesamt vernichtet oder zumindest die herrschenden Lebens- und Begleitumstände massiv verändert.

Ich hänge keinen Weltuntergangsverschwörungen an und bin grundsätzlich optimistisch. Ich glaube, dass unsere Mutter Erde ihre Kinder noch lange aushält und ihnen Kraft, Freude und Kreativität gibt, die Schönheit des Lebens aufrecht zu erhalten, aber Veränderung tut not. Eine Parallele zwischen Soyfers Stück und heute darf gezogen werden.

„Der Weltuntergang“ aus dem Jahr 1936 zeigt die Menschheit vor der Apokalypse, der Zerstörung der Welt durch einen Kometen. Die Verblendung, in der die Menschen auf den Weltuntergang warten, wird eindrucksvoll dargestellt. Auch die Vernichtung durch den Nationalsozialismus ist bereits Thema.

In der letzten Szene warten die 50 reichsten und wichtigsten Menschen auf ein Weltraumschiff, das sie noch rechtzeitig vor dem Aufprall des Kometen retten soll. Die Gespräche drehen sich weiterhin nur um Banalitäten, ob es kalt sein wird, was man anziehen soll usw.

Ein Bote bringt einen Brief des Professors, der ihnen viel Geld für einen Platz in seinem Weltraumschiff abgeknöpft hat. Die Sekretärin, meine dritte Rolle, liest vor: “Mein Weltraumschiff erfüllt nicht einmal die bescheidenen Funktionen eines Kindertritons. Es kann sich nicht von der Stelle rühren. Gute Nacht allerseits, und angenehmen Weltuntergang!”

Aber der Komet hat ein Einsehen mit uns Würmern – er bremst ab. Er hätte von der Sonne den Auftrag gehabt, die Erde von den Menschen zu säubern, weil sie den Planeten systematisch zerstören. Beim Näherkommen hat er ihre Schönheit gesehen und sich in sie verliebt.

Ein Märchen – gewiss – aber liebenswürdig sind wir allemal und wir geben die Hoffnung auf eine Umkehr nicht auf!

© Christine Sollerer-Schnaiter 2021-05-01