Die Weltenbummlerin

D arina

von D arina

Story

Ich habe gesucht. An den schneeweissen Sandstränden von Tahiti.

Ich habe gesucht. Auf der steilen Na Pali-KĂĽste von Kauai.

Ich habe gesucht. In einem Bungalow über dem Wasser einer luxuriösen Seychellen-Insel.

Doch wie weit ich auch geflogen bin, wie oft ich es auch versucht habe, ich habe ihn nicht gefunden: den Sonnenuntergang, der mein Herz berĂĽhrt.

NatĂĽrlich habe ich jeden Sonnenuntergang genossen. NatĂĽrlich habe ich Fotos geschossen. NatĂĽrlich habe ich meinen Freunden davon erzählt. „So romantisch, das kannst du dir nicht vorstellen“, schwärmte ich ihnen nach jeder Weltreise vor.

Ich dachte, je ausgefallener mein Reiseziel, je weiter, länger und verrückter ich unterwegs war, desto eher würde ich ihn finden: den Sonnenuntergang, der mein Herz berührt.

Und dann sass ich eines Tages da, auf einem harten Stein an einer zerklĂĽfteten, wilden KĂĽste Schwedens, keine drei Flugstunden von zu Hause entfernt.

Ich schaute zum Himmel hoch. Er war wolkenverhangen. Ein kalter Wind wehte mir entgegen. Es lag der Duft von Zimt in der Luft. Die kratzige Stimme einer schwedischen Sängerin drang aus einem Strandbar-Radio zu mir rüber.

Ich schaute aufs Meer, und da war er: der Sonnenuntergang, der mein Herz berĂĽhrt.

Er war nicht makellos. Er war nicht perfekt. Doch die dunklen Stellen der Wolken vermischten sich mit dem erdigen Orange der Sonne zu einem so lodernden Rot, wie ich es auf keiner exotischen Insel je so gesehen hatte.

Ich dachte an die rosenbewachsene Hauptstadt der Insel, an die Gelassenheit der Inselbewohner, ihre trotz häufigen Regens braungebrannten Arme, an die Teelichter, die nachts überall auf den Fenstersimsen funkeln, an all die starken Frauen, an Pippi Langstrumpf.

Und da wurde mir klar: Ich hatte in Schweden nicht nur den Sonnenuntergang gefunden, der mein Herz berĂĽhrt. Ich hatte eine Heimat gefunden.

© D arina 2021-08-03

Hashtags