von Margaretha Husek
Eine Woche ohne Termine jubelte ich. Morgens aufwachen und nichts vorhaben, das kam auch selten vor. Damit ich zu Hause Strom spare, startete ich am späten Nachmittag meine erste Weihnachtsmarkttour durch Wien.
Strahlende Sterne, glänzende Lichterbögen, glitzernder Goldregen und funkelnde Luster begleiteten mich auf den Weg in die Innenstadt. Ich ließ das vorweihnachtliche Flair auf mich wirken. 17 Märkte und über 900 Standln, 264 Christbaummarktplätze und damit so viele wie nirgendwo anders gibt es in Wien. Beim Heeresgeschichtlichen Museum bin ich sofort wieder geflüchtet. Am Graben stand die Gastronomie und verwöhnte mit Punsch. Ich kämpfte mich bis zum Rathausplatz durch und ließ die Weihnachtsstimmung und den illuminierten Park auf mich wirken. Rund um ihn glitzerte und leuchtete es. Die Christbäume und die feierliche Beleuchtung brachten Weihnachtflair.
Es gab ein paar Handwerksstandln, die keine Besucher interessierten. Ich fand das traurig und deprimierend und erstand eine duftende Heilkräuterkerze. Weihnachtsgeschenke gibt es ab heuer bei uns nicht mehr mangels Kindern im entsprechenden Alter, damit gibt es auch keinen Einkaufsstress. Die Besucher standen irgendwie verloren herum und hielten sich an ihren wärmenden Punschbechern fest. Bei einem der vielen Punschstandln schlürfte ich Glühwein, kaum gesüßt dafür gut gewürzt. Ich kann Interesse und Überraschung heucheln, bei Bärlauchpunsch gebe ich auf. Ich mag das Duft-Mischmasch, das es so nur auf Christkindlmärkten gibt: ein Hauch von Bratwürstel und Sauerkraut vermischt mit Zimt und Zucker der gebrannten Mandeln, manchmal übertüncht vom Raclettekäse und mit einer Note Glühwein. Und dann noch die Stimmung, vor allem am Abend und bei Schnee, wenn alles glitzert und leuchtet. Nur die Menschenmassen an Wochenenden mag ich nicht wirklich, ich gehe lieber dann, wenn es nicht so turbulent ist. Wie schön wäre Wien ohne Touristen, dachte ich mir, als ich über den Graben und Kohlmarkt flanierte. Es wäre schön, mit viel weniger Menschen. Zumindest in Wien. ‚Last Christmas I gave you my heart‘, schallte es stimmungsvoll über die Innenstadt.
Meiner Meinung nach verbindet fast niemand einen Weihnachtsmarkt mit irgendwelchen religiösen Inhalten, zu einem gewissen Grad wurde das also schlicht als säkulare Tradition gesellschaftlich übernommen. Weihnachten hat schon lange den eigentlichen Sinn verloren. Es geht nur noch um den Konsum. Die Wirtschaft glaubt, mit einem Knopfdruck muss man zu einer bestimmten Jahreszeit traditionell das Volk in einen Kaufrausch versetzen können. Ich kaufte außer der Kerze nichts, ich verschenke zu Weihnachten meine Stromrechnung.
Foto: www.foto – julius.at
© Margaretha Husek 2022-12-11