Die wilden Frauen von Franzensbad

Ulrike Sammer

von Ulrike Sammer

Story

Angeblich ist der größte Kurort im böhmischen Bäderdreieck Karlsbad, der kleinste Franzensbad, aber der schönste ist Marienbad. Um das zu überprüfen, machten mein Mann und ich uns zu diesen beiden, noch nicht gesehenen, Kurorten auf.

Das Kurbad wurde 1793 mit Förderung durch Kaiser FranzII. angelegt. Eine der bedeutendsten Heilquellen erhielt daher den Namen Franzensquelle.

Zumindest seit dem ersten Viertel des 17. Jahrhunderts holten die Frauen der Region an der Eger-Quelle das Wasser und füllten es danach in Tonflaschen, die danach verschickt wurden. Das war das erste Versandheilwasser Böhmens. Im Jahr 1791 ließ der aus Eger stammende Brunnenarzt Bernhard Adler zum Schutz der Quelle einen hölzernen Pavillon errichten und das Wasser in ein separates Becken leiten. Diese Maßnahme ließ die Wasserfrauen aus Eger um ihre Einnahmen fürchten. Bewaffnet mit Pfannen, Kochlöffeln und Schürhaken rissen sie beherzt den Pavillon nieder. Leider konnten sie sich nicht auf Dauer wehren!

Das erste Kurhotel im Bäderdreieck wurde gegründet. Es fand als Ort für Heilungssuchende im 19. Jahrhundert europaweite Beachtung bei Kurgästen des Hochadels, welche die Behandlung durch die Franzensbader Brunnenärzte suchten.

Im Jahre 1827 baute der Jurist Christoph Loimann, Vater des Franzensbader Kurarztes Gustav Loimann (1853–1902), das erste allgemein zugängliche Badegebäude für die ärmere Bevölkerung mit 30 Badezimmern. Die meisten Quellen – sie sind alle kalt – wurden während des 19. Jahrhunderts erschlossen. Von den zwanzig bekannten Quellen werden noch zwölf für den Kurbetrieb genutzt. Franzensbad gehörte zu den ersten Moorbädern in Europa und entwickelte sich zu einem Frauenheilbad, über das die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach nach einem Kuraufenthalt schrieb.

Franzensbad hatte eine wohlhabende jüdische Gemeinde, aber ihre Synagoge wurde von Parteigängern des Nationalsozialismus niedergebrannt und anschließend abgerissen.

Zusammen mit zehn anderen Kurorten Europas, den Great Spas of Europe, wurde Františkovy Lázně 2021 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen.

Die berühmtesten Kurgäste waren: Fürst Metternich (1773–1859), Theodor Herzl (1860–1904), Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), Ludwig van Beethoven (1770–1827), Karl I. von Habsburg (1887–1922), letzter Kaiser von Österreich, Václav Havel (1936–2011) Staatspräsident der Tschechischen Republik.

Das Spezielle an Franzensbad war ihre quadratische Kurzone, die auch schön in Schönbrunner-Gelb und Weiß renoviert war und von sehr gepflegten Parks mit alten Bäumen und Statuen umgeben war. Im Unterschied zu Karlsbad war es hier aber ziemlich unbelebt.

Wir besuchten auch das außergewöhnliche Prachtrestaurant, in dem man auf einem riesigen Aquarium mit vielen Kois sitzt. Wenn man länger hinuntersieht, wird man etwas schwindelig.

© Ulrike Sammer 2022-09-13

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