Wir hatten Nüsse und Brot besorgt. Jetzt noch in den Wald zum Füttern der Affen. Nur die Meerkatzen, die Colobusse seien zu scheu, meinte der Guide. Egal, ich freute mich darauf, den Tieren bald noch näher zu sein.
Nach einem kurzen Spaziergang meinte der Guide, wir sollten Nüsse in die Hand nehmen. Während wir diese hervorkramten, stieß er komische Geräusche aus. Er schien die Affen zu „rufen“. Klappte. Wenige Augenblicke später kamen einige Tiere herbeigeeilt. Eines der kleinen Tierchen stand vor mir, ich ging in die Hocke, um direkt in die gelb-braunen Affen-Äuglein zu schauen. Himmelarsch, wie süß! Ein kleines Tier, vielleicht 40 cm groß, bräunlich, gelbes Fell, ein langer dünner Schwanz und dieses herzige Gesicht! Ich bin sofort hin und weg.
Ich öffnete meine Hand und bot ihm die Nüsse an. Kleine Fingerchen schnappten sich eine Nuss aus meiner Handfläche. Die Erdnuss wurde in den kleinen Affenmund gesteckt und genüsslich gekaut. Ein weiteres, kleines Meerkätzchen kam dazu, schnappte sich gleich eine ganze Hand voll und eilte wieder davon. Mehr Tiere kamen, bald waren mein Freund und ich umringt von den Meerkatzen. Was für ein Erlebnis! Kein Zeichen von Scheu, absolut zutraulich, diese Tiere. Gelegentlich zupfte ein Äffchen an der Kleidung, um auf sich aufmerksam zu machen und ein paar Nüsse abzustauben. Als wir auf einem Baumstamm saßen, kletterte einer sogar auf meinen Schoß. Ich bin ganz außer mir vor Entzückung! Wie unfassbar süß die waren.
„Schaaatz! Ich will ein Äffchen haben! Sofort!“, erklärte ich meinem Freund. Mein Bild im Kopf: Ich, wie ich mit einem kleinen Meerkätzchen auf der Schulter herum spaziere. Im Idealfall bring ich ihm bei, doofen Leuten die Zunge zu zeigen. Mittelfinger ginge wahlweise auch. Ja, unbedingt, ich will ein Äffchen haben!
Das Plastiksackerl mit dem Brot in der Hand tragend, schlenderten wir weiter, um auch noch an einem anderen Platz Meerkatzen füttern zu können. Neugierige Tiere beäugen uns immer wieder. Belustigt stellte ich fest, dass wir schon eine Weile von einem Äffchen verfolgt wurden. Wenn ich mich umdrehte, blieb auch das Tier stehen und beäugte mich aufmerksam. Wie witzig, dachte ich mir und gehe weiter. Plötzlich riss etwas am Sackerl. Ich schaute hin, und sah grad noch wie ein Affe mit einem ganzen Laib Weißbrot davonrannte. In meinem Sackerl war nun gähnende Leere. Etwa fünf Meter weiter blieb er stehen und setzte sich hin. Den Kopf leicht schief gelegt schaute er mich direkt aus den unschuldigen Affen-Augen an und begann genüsslich seine Beute zu verspeisen. Ich steh da und schau belämmert. Na so was! So ein kleiner, frecher Dieb! Jetzt hab ich ja gar nix mehr, um die anderen Tierchen zu füttern! Frechheit. Kurz überleg ich, ob ich dem Affen nachrenne und das Brot zurückhole, lass es dann aber doch. Kann man ja auch nicht machen, irgendwie. Ich steh da und schau das Tier einfach nur blöd an, während der Guide und mein Freund sich köstlich amüsieren.
© Melly Schaffenrath 2020-05-02