Ich lieg schon wieder im Trend mit meinem Trend zur 4-Tage- Woche. Aber da liege ich schon seit 1979. Damals fragte ich meinen Chef, Generalkonsul Dimitri Z. Pappas, ob er mir entweder mehr Geld oder die 4-Tage-Woche gönnen möchte. Er war irritiert, aber vor allem sehr amĂŒsiert. Not so amused war er, als ich wenige Monate spĂ€ter kĂŒndigte. Jahre spĂ€ter sagte er mir im Grazer CafĂ© Columbia, mit dazu passender Gestik: Sie hĂ€tten mir das Messer auf die Brust setzen sollen! Da war ich dann amused.
Viele Jahre spĂ€ter 2. Versuch. Diesmal erfolgreich. Wohl auch, weil ich damals die einzige Mitarbeiterin meines jungen Chefs war und arbeitete wie ein Viech. Er war nicht so das Arbeitstier und hielt schon damals sehr viel von der Work Life Balance. So konnte er mir meinen Wunsch nach ĂŒber 10 Jahren nicht mehr wirklich abschlagen. Vielleicht hab ich ihm auch das Messer auf die Brust gesetzt. So a bissl a Erpressung. Aber ich hab dann halt in 4 Tagen das weggeschaufelt, wofĂŒr ich sonst 5 Tage gehabt habe. Donnerstag Abend war ich immer urlaubsreif. Wenn er nach seiner ausgiebigen Mittagspause um 15h, stark nach Zwiebel duftend, ins BĂŒro zurĂŒckkam, um noch kurz nach dem Rechten zu sehen, sagte er oft: Du schaust gĂ„r net guat aus! Ich sagte dann: Ich hab auch seit Monaten keine Mittagspause mehr gemacht.
Also, es ist ein zweischneidiges Schwert, will ich damit sagen. Wenn man ein gewisses Arbeitsethos sein Eigen nennt. Und andererseits auch niemand da ist, der einem die Arbeit macht. Oder machen könnte.
Ach ja, jetzt fĂ€llt es mir wieder ein, warum mein zweiter Versuch gelang. Weil er ein schlechtes Gewissen hatte. Wir zogen nĂ€mlich nach sechs Jahren um und er machte mir diesen Umzug, der fĂŒr mich tĂ€glich 50km auf einer unfalltrĂ€chtigen Autobahn bedeutete, schmackhaft, indem er mir ein Firmen-Elektroauto versprach. Er war ein GrĂŒner. Aber so grĂŒn dann auch wieder nicht.
Der Umzug ging vonstatten. Die Monate zogen ins Land und auch wieder hinaus. Vom E-Firmenauto war keine Rede mehr. Jeden Tag Ă€rgerte ich mich mehr ĂŒber sein E-Firmen-Schweigen. Er hĂ€tte wenigstens sagen können: Du, ich hab mir das jetzt durchgerechnet, es geht sich einfach nicht aus. Tut mir leid. Aber nix.
Dann rechnete ich ihm eines Tages vor, wie sich durch eine Stunde tĂ€glichen Aufenthaltes in (m)einem Auto – das hab ich bis zum Ende meines Arbeitslebens ausgerechnet und es ergab eine stattliche Zahl – meine LebensqualitĂ€t drastisch reduziert hat. Durch den Umzug, den ich nur mitmachte, weil er mich mit dem Firmenauto gelockt hatte. Und am meisten Ă€rgerte mich seine Feigheit, dass er das Thema dann einfach totgeschwiegen hat ĂŒber viele Monate.
So wurde bei mir Donnerstag doch der neue Freitag. Und er genoss seinen Moser-freien Freitag bald auch. Ich hab wirklich viel gearbeitet und da brauchte er zumindest freitags kein schlechtes Gewissen zu haben. Er war, fĂŒr mich, ein Lahmarsch. Aber erfolgreicher Firmenchef. Konnte einiges zusammen sparen, es aber nicht mehr lange genieĂen.
© 2022-05-18