Dieser Sommer

Es ist ziemlich lange her. Aber ich kann mich an diesen Sommer erinnern, als wäre er gestern gewesen. Wir waren jung und wollten Spaß. Kennengelernt habe ich dich auf einem Konzert eines Künstlers, dessen Musik mir schon lange nicht mehr gefällt. Ich weiß, dass du meine beste Freundin warst.

Wir haben jede Party und jedes Konzert gemeinsam besucht. Alkohol ist geflossen, Zigarettenpäckchen haufenweise inhaliert und irgendwann hast du nicht einmal mehr vor Drogen Halt gemacht. Zuerst fand ich das nicht schlimm, ich dachte es würde bald wieder aufhören, ich dachte, du könntest wieder aufhören. Das hast du auch selber gedacht, doch dann hast du dich verändert. Ich wollte dich zurück, also haben wir uns gestritten und Abschied genommen.

Ich habe meine beste und einzige Freundin auf einen Schlag verloren und ich wurde erwachsen. Ich habe fleißig studiert, hatte Ziele, die ich unter allen Umständen erreichen wollte und die ich auch erreicht habe.

Und du? Du bist auch erwachsen geworden, hast deinen Zielen nicht nachgejagt und jetzt stehst du wieder vor mir. Aber du hast dich verändert. Beinahe hätte ich dich nicht wiedererkannt.

Du bist viel zu dünn, deine Zähne sind gelb, deine Augen sind leer.

Man wirft dir vor, mit Drogen gedealt zu haben. Dazu kommt Diebstahl, Beschädigung von Privateigentum und Belästigung von Passanten. Ich weiß, dass das stimmt. Jeder weiß es. Jeder kann es sehen. Zumindest die Sache mit den Drogen stimmt und für alles andere gibt es genug Zeugen.

Der Fall ist klar. Ich werde mit Leichtigkeit dafür sorgen, dass sie dich einsperren. Während des Prozesses hat dein Anwalt Schwierigkeiten mit dir zu kommunizieren, der Richter hat seine Geduld längst verloren und ich habe genug Beweise für den Richter, um dich hinter Gitter zu bringen.

Du hast mich, die Staatsanwältin, nicht erkannt. Nicht einmal, als mein Name genannt wurde. Du hast mich schon längst vergessen. Du hast mich mit den Drogen gelöscht, als wäre ich nie da gewesen.