Dieses Weihnachten

Auguste

von Auguste

Story

SpĂ€t ist es geworden, draußen lĂ€ngst finster, nur schwach leuchtend eine meiner Lichterketten, die Batterie fast aufgebraucht, spiegelt die schwache Lichtquelle meine schwache Leuchtkraft wider. Eben las ich noch die ein oder andere Geschichte von Euch, vertippe mich stĂ€ndig und bringe nicht viel Eigenes aufs virtuelle Papier. Um die Stille zu beherrschen, untermalt Colombo’s Stimme meine Umgebung, leises Surren dringt aus meinen Ohren, nichts Aufregendes passiert. Mir gegenĂŒber ein metallener Hirsch in modernem Stil, das hĂŒbscheste, was ich seit Jahren auf der Messe fĂŒr Interieur in MĂŒnchen erstanden habe. Schlicht, einfach und doch weihnachtswĂ€rmend, etwas ĂŒber der Skulptur auf einem zierlichen Metallgestell liegt der Adventkranz. Was fĂŒr ein Drum! Jedes Jahr will ich ihn kleiner ausbinden, allein es gelingt mir nicht, es wird immer ein Wagenrad. Ich schmunzle, nehme es mir nicht ĂŒbel und wiederhole meinen Vorsatz fĂŒr nĂ€chstes Jahr.

Wißt Ihr was, ich werde, da ich ja wĂ€hrend des Schreibens sicher nicht einschlafe, die ersten beiden Kerzen anzĂŒnden. Ein Adventlied aus Kindertagen liegt mir auf der Zunge: Es wird scho glei duumpa, es wird scho glei Nocht, da kumm i zu dir her mei Kindal aufdwacht, das war auch mein liebstes Schlaflied fĂŒr meinen Buben. Ein schönes Lied, es untermalt das Bild des Kranzes und den magischen Schein der Flammen. Kerzen sind ja wundersame Gesellen. Diese beiden sind cremeweiß in Kugelform, ihr Schein breitet sich in alle Richtungen aus, auch nach Innen. Und so finde ich mich in ihnen wieder, die fordere Flamme, steht still, kaum in Bewegung, wĂ€hrend die andere unruhig flackert. Ich frage mich, was wohl diese Bewegung auslöst. Jetzt flackern beide wie wild. Gute fĂŒnf Zentimeter hoch ist ihr Flammenschein. Ich liebe es.

Aber was machen wir nur mit diesen Weihnachten? Weihnachten allein, Videokonferenz mit meiner Mutter? Oder Weihnachten mit diesen, Schutzfaktor zwei Masken? Wird schwierig, vor allem wĂ€hrend des Weihnachtsessens. Soll Mutter einen Baum haben, sie selbst kann ihn zurzeit nicht schmĂŒcken, klar ich kann ihn schmĂŒcken und besorgen, das mache ich ja jedes Jahr. Ein Seufzen lĂ€sst sich nicht vermeiden. Aber was, wenn ich positiv bin und sie ansteckte. Das zahlt sich doch nicht aus, dieses Risiko einzugehen, sagt sie mir heute am Telefon. Aber die Kinder, wĂŒnschen es sich so, dass wir gemeinsam feiern. Wir haben diese Fragen und Überlegungen auf morgen vertagt.

Es ist spĂ€t geworden, die Flammen haben sich beruhigt, ich finde mich gelassener wieder. Weihnachten wird kommen, auch in diesem Pandemiejahr und es wird gut. Weil wir so oder so verbunden sind und bleiben, komme was da wolle. Und mit diesen Gedanken, draußen lĂ€sst sich ein nĂ€chtlicher Sturmwind durch die Ritzen vernehmen, ich habe es kuschelig warm und mit ein bisschen Fantasie, kann ich mir sogar ein heute gelesenes Schneegestöber vorstellen, da tanzen die glitzernden Flocken und plötzlich weihnachtet es sehr.

© Auguste 2020-12-12

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