Digital Immigrant

Daniela Krammer

von Daniela Krammer

Story

Ich bin Musikerin. Und als solche habe ich mich schon durch viele Bereiche getigert, die mit diesem Beruf nur am Rande zu tun haben. Buchhaltung, Steuer, Grafik, Medienkontakt, alles Dinge, die zu lernen waren um die kreative Seite meines Jobs leben zu können.

Bei Social Media bin ich von Anfang an gut mitgekommen. Facebook seit 2009, kurz darauf Instagram und LinkedIN – da habe ich von Anfang an gemerkt, dass diese Bereiche nicht mein Wohnzimmer sondern eher der Dorfplatz sind. Dementsprechend habe ich recht schnell gelernt, dort eher so zu kommunizieren, wie ich es nach der sonntäglichen Kirche am Vorplatz mit der Tante Mizzi und dem Oheim Ferdl gemacht habe. Freundlich distanziert, aber die Konsistenz meines Stuhlgangs war nicht das Thema.

Das war gut so, deshalb sind für mich diese Medien ein großartiges Tool für meinen Beruf. Die Saxolady kann sich dort präsentieren wie sie ist. Durchaus als Mensch mit politischer Meinung, aber immer bedacht auf Sachlichkeit. Den Status der verheirateten Frau habe ich immer wieder betont und so sind mir auch die unangenehmen Seiten der Online-Anmache mit Dick-Pics und ähnlichem nur aus Erzählungen von Freundinnen bekannt.

Eigentlich kann ich also ganz stolz auf mich sein, mit diesen Errungenschaften der modernen Technik (räusper) ganz gut zurecht gekommen zu sein. Aber jetzt. Jetzt schlage ich mich mit dem nächsten Ding herum und fluche den ganzen Tag.

Youtube. Natürlich hatte ich am Beginn meiner Laufbahn sogar einen mySpace Account – der noch irgendwo in den Tiefen des Worldwideweb existieren sollte. Und natürlich habe ich mir, sobald es absehbar war, das das die neue Plattform für Musik wird, einen Youtube-Account angelegt. 2004 haben wir sogar ein Video in einer Kirche mit Careless Whisper gemacht. Es ist das Video mit den meisten Clicks – unerreichbare 201 102 Mal wurde es bereits angeschaut. Das ist aber weniger mir und meinem Saxofon zuzurechnen als dem viel zu früh verstorbenen Georg Michael. Trotzdem beachtlich, von dem Song gibt es schließlich Millionen Covers auch von Saxofonisten im Netz.

Ich habe also auch einen brauchbaren Account, und mit Hilfe meiner Facebook Community habe ich es sogar geschafft, die für mobilen Live-Stream notwendigen 1000 Abonnenten zu sammeln. Aber jetzt steh ich an. Seit einer Woche warte ich darauf, dass der Live-Stream auch funktioniert. Habe alle Richtlinien zigmal durchgelesen, den Account „verifizieren“ lassen. Alles erfüllt.

UND ES FUNKTIONIERT NICHT. zafixnuamoi.

Klar, ich kann über den Laptop streamen, habe zur Sicherheit einen Encoder installiert (ihr wisst nicht, was das ist? ich auch nicht. Aber offenbar braucht man es.) aber ich will verdammt noch mal wissen, warum das Zeug nicht tut, was ich will.

Nun, ich werde tun, was ich bisher immer getan habe. Ich verbeiße mich solange in die Materie, bis ich es kapiert habe. Und falls morgen der Livestream unseres Konzertes nicht auf die eine Art funktioniert, dann halt auf die andere.

© Daniela Krammer 2020-04-22

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