von Sternenkind
Sie war eine ausgeflippte moderne und auch sture Frau. Sie hat ihr Leben gelebt hat ihr Bruder nach dem Begräbnis gesagt. Er war auch derjenige der sie zuhause tot gefunden hat.
Viel zu früh ist sie gestorben und doch war es auch ihr Sturkopf der ihr das Leben nahm. Sie wollte sich keiner OP unterziehen und sie wollte kein Pflegefall sein. Somit rannt sie die letzten drei Jahre mit einem Schlauch im Bauch herum. Keiner sah es und auch ich vergaß es. Deshalb ist sie die letzten Jahre nicht mehr mitgegangen zum See. Wie gerne sie immer schwimmen gegangen ist. Sie hat sogar mit einem Wohnmobil am See gewohnt. Im Sommer zumindest. Jetzt steht es vorm Haus und ein Teddybär sitzt auf der Fahrerseite und neben ihm eine ausgestopfte Puppe. Sie sind jetzt die Fahrer und machen Urlaub. Es handelt sich um ein Hymer Wohnmobil aus den 80 er. Recht gut in Schuss.
Renate Oma war lustig und ging gerne tanzen, am liebsten in die Disko. Ansonsten war sie auch immer gerne unterwegs. Meistens fuhr sie ein Geländeauto einen Suzuki damit sie aus dem Graben fahren konnte. Manchmal war es sehr überschwemmt. Sie pflückte gerne Blumen und hatte immer selbst gepflückten Tee zu Hause. Ein sehr offener Mensch, war sie, der gern mit jenen sprach und immer wissbegierig Fragen stellte. Wir gingen gerne zusammen schwimmen und auch spazieren. Sparen konnte sie. Für nichts wollte sie Geld ausgeben. Deswegen machte sie sich selbst Saft und Marmelade.
Meine Schwester Jenny packte Zeugs ein, um es am Flohmarkt zu verkaufen und sie fand einen Handspiegel, wenn man in diesem hineinschaut in also bewegt dann fängt er ganz gemein zu lachen an. Wie in der Geisterbahn…und hört lange nicht auf…sie hatte richtig Angst und gefragt, ob ich das Lachen gehört habe, weil ich gerade die Treppen hinuntergegangen bin. Ich hatte nichts gehört sie zeigte mir den Spiegel und es war so schräg.
Weiters fanden wir ein wenig getrocknetes Gras und eine Brille die blinkt wie eine Lichterkette…in allen möglichen Farben..LED. so witzig echt.
Für den Flohmarkt passen all diese Sachen sehr gut. Die zwei Nähmaschinen habe ich übers Internet einen jungen Mann aus Ghana verkauft. Er schickt sie weiter nach Ghana zu seinen zwei Schwestern, die ein kleines Geschäft als Näherinnen machen wollen. Das hätte meiner Oma sicher gefallen. So verteilen sich ihre Sachen über die ganze Welt. Dinge die sie gehortet hat, gehen auf Reisen. So wie sie auch gerne verreist ist. Sie war in Ägypten und in der Türkei und das vor 25 Jahren.
Der Dachboden von Oma stellte sich als Secondhandshop heraus. Es gab einfach alles dort von funktionstüchtigen alten P.U.C.H. Rädern, Kleidung aus den 80er Jahren die jetzt wieder total in waren bis hin zu Schreibmaschinen und Elektrogeräte.
Es war ein Mammutprojekt den Dachboden auszumisten! Ich hörte im Gedanken immer Oma sagen: Bin ich froh, dass ich das nicht machen muss! Mit dem Klumpat könnt ihr euch herumschlagen!“
© Sternenkind 2021-09-05