von Lou Arndt
Ein Morgen, wie jeder andere. Ich wache auf, mein Kopf tut weh. Es ist der Abdruck des getrunkenen Alkohols der vergangenen Nacht.
Ich halte ihn, doch auch das führt nicht zum Ende des Pochen und hämmern dieser kleinen Tiere in meinem Kopf. Ich schlurfe müde in die Küche, es sieht aus wie immer: Das Geschirr stapelt sich in der Spüle, auf der Arbeitsfläche befindet sich eine Schicht aus Kaffeepulver, gott, kann ich das gut – Nur keinen Kaffee machen. Ich nehme mir die Kaffeemühle, aus der die Hälfte des Kaffees auf meine Füße fällt. Ein schönes Muster. Ich betrachte es kurz, schüttel den Kaffee von meinen verschwitzten Füßen und mache mich erneut ran.
Ich setze einen Kaffee auf, hole mein Drehzeug und rolle mir meine Guten-Morgen Portion Nikotin. Der beste Moment des Tages! Setze mich ans Fenster, die Sonne scheint mir ins Gesicht. Ich liebe diese Morgende.
Nach meiner Dusche schlüpfe ich zu Paul, meinem besten Freund, ins Bett. Der ist seid einigen Minuten wach und wartet nur so auf seine Ration schlechten Kaffee, gebrüht durch diese wunderbare Maschine und mich. Er steht auf, ich mache Sport. Diesen Sommer werde ich muskulöser denn je! Mittlerweile sind es 60 Liegestütze, ich lobe mich selbst. Schaue meinen Oberkörper im Spiegel an und bin Stolz.
Wir gehen raus, treffen Freunde am Maybachufer. Sie kommen von einer After-Party. Es wird eine Line Koks nach der anderen gelegt, ich sitze daneben und genieße die mir ins Gesicht strahlende Sonne. Ich fühle mich wie eine Eidechse, muss lachen, die anderen schauen mich nur Fragend an, grinsen.
Nach Stunden des Verweilens, entscheiden wir uns für einen Spaziergang zum Falafel-Laden mit Sudanesischer Erdnuss-Sauce. Wir gehen zu Mahdi und lassen uns von seinem köstlichen Essen verträumen.
Am Abend geht’s in Franken, alle sind da. Wir hören Punk, rauchen Zigaretten, flirten hier und da. Spielen Flipper, geben unser Geld für Technologien aus dem letzten Jahrhundert aus und trinken Schnaps auf das arm sein. Ich stehe draußen mit zwei Freunden, ein Mensch läuft an uns vorbei und kehrt zu uns zurück. Scheinbar stand er eine ganze Weile neben uns, denn Paul fragt ihn, was er möchte. Erst dann bemerke ich ihn. Er schreit uns an, sagt, wir sollen Platz machen, das hier sei nicht Charlottenburg oder der Prenzlauer Berg, sondern Kreuzberg. Julian muss schmunzeln und dir Gestalt kommt ihm näher, schaut ihm in die Augen, sagt, er solle nicht so dumm lachen, sonst würde er Kreuzberg spüren. Und zwar in seinem Gesicht. Julian bittet ihn zu gehen, wir würden hier nur in Ruhe unser Bier trinken wollen.
Er verschwindet nach ein paar gegrölten Sätzen und einem Rotzer vor unsere Füße.
Wir schauen uns leicht fragend und angeekelt an, prusten los. Naja, dit is Kreuzberg.
Egal wo du bist, es gibt überall diese Idioten, die einem auf die Fresse schlagen wollen. Wir gehen wieder in die Kneipe, trinken Pfeffi, Zocken eine Runde auf Kreuzberg und wachen am nächsten Morgen mit den selben Kopfschmerzen wie am Tag zuvor auf.
© Lou Arndt 2022-03-29