von Hanspeter Gsell
Was haben wir doch schon in Italien über die deutschen Übersetzungen in Speisekarten gelacht! Lustige Wortwendungen wie „Fleisch von Bein von Schwein“ (Schinken) oder „Ding mit Haus wo läuft“ (Schnecken) haben uns erheitert. Herrlich die Geschichte von der Schwiegermutter, die immer noch meint, dass „caldo“ kalt heißt – und sich regelmässig die Hände verbrüht.
Nun muss man aber nicht erst nach Italien fahren, um sich zu amüsieren. Denn was die Italiener können, können Nordlichter schon lange. So bekochte mich unlängst ein „begnadeter Stern am Kochhimmel“(Eigenwerbung) mit einem Sizilianischen Menü. Als meine Freundin Rosalia aus Cellino San Marco dies las, bekam sie augenblicklich einen unkontrollierten Lachrausch sowie einen juckenden Hautausschlag und musste mit akuter Atemnot in ein Spital eingeliefert werden.
Was aber hatte Rosalia dermaßen erschüttert? Beginnen wir mit dem „Filetto di Coniglio“. Nun mag zwar in Sizilien schon mal ein richtiger Hase (Lepre) oder ein echtes Kaninchen (Coniglio) gesehen worden sein. Die Liebe des Sizilianers zu den Hopplern ist allerdings sehr diskret. Deren Verspeisung dürfte etwa so selten sein wie der Verzehr von Gürteltieren nördlich der Alpen. Eher noch findet man in sizilianischen Kochtöpfen sogenannte falsche Hasen, die dann jedoch „polpettone“ genannt werden. Keinesfalls aber liegt hier „der Hase im Pfeffer“. Denn dort, wo bei uns „der Hund begraben liegt“, fällt in Italien der Esel um („qui casca l’asino“). Aus Platzgründen lassen wir diesen Esel genau dort liegen und wenden uns wieder unserm Koch zu.
Dennnoch ist das Filetto nicht ausgestanden. Es wird nämlich mit Parmaschinken serviert! Ich kann hier verbindlich feststellen, dass Parma in Norditalien liegt und dessen Einwohner einer Verlegung ihrer Stadt nach Sizilien in keinem Falle zustimmen würden.
Der eigentliche Höhepunkt des Menüs folgte jedoch als Beilage getarnt: Polenta! Polenta in Sizilien! Hoffentlich hört das Marlon Brando nicht. Ansonsten besteht die Gefahr, dass er noch einmal als Don Vito Corleone zurückkehrt.
(Foto: unsplash)
© Hanspeter Gsell 2021-07-04