Donauschifffahrt 2: Das Donaudelta

Gabriele_Krele-Art

von Gabriele_Krele-Art

Story
2024

Das Donaudelta mit einer Fläche von 5800 Quadratkilometern liegt in der historischen Landschaft Dobrudscha. Seit 1993 gilt es als UNESCO-Weltkulturerbe. Zu Recht, denn Flora und Fauna haben einiges zu bieten. Das weitläufige System von Wasserläufen, Altarmen, Kanälen und Seen, von Auwäldern, Dünen und schwimmenden Inseln beherbergt 900 Pflanzenarten, davon sind 70% Schilfpflanzen, und 4.920 Tierarten – wie ich aus unserem Tagesprogramm erlesen kann. Der Krauskopf- und der Rosapelikan sind nur 2 von 325 Vogelarten, die hier ihren Lebensraum finden.

Mila 35 heißt der Ort, von dem aus die Ausflugsschiffe in die Seitenarme des Donaudeltas abfahren. Gegen eine Aufzahlung auf das gebuchte Ausflugspaket wählte ich eine Fahrt mit dem Schnellboot, das auch kleinere Seitenarme befahren darf. Es war eine weise, wenn auch nicht sehr billige Entscheidung. Der labyrinthartige Dschungel der Donaumündung verschlang das Boot samt seiner 8-köpfigen Belegschaft. Das Abenteuer nahm seinen Lauf.

Kaum hatten wir erwartungsvoll unsere Kameras in Stellung gebracht, stellte unser Bootsführer den Motor ab und flüsterte kaum hörbar, dafür deutlich gestikulierend: „Dort oben sitzt ein Seeadler.“ Ein schönes Exemplar! Der König der Lüfte übersah sein Reich. Klein und unbedeutend kam ich mir in dem Boot zu seinen Füßen vor. Viel Totholz in bizarren Formen ragte in den Wasserlauf, so, wie ich es schon viele Male in den March- und Donauauen nahe Wien gesehen hatte. Doch diesmal leuchteten blaue Punkte aus dem grauen Geäst: Eisvögel! Die sonst sehr scheuen Vögel mit großer Fluchtdistanz ließen es zu, dass unser Boot ganz nah an sie hinschaukelte, bevor sie aufflogen und im dichten Blattwerk verschwanden. Endlich gelangen mir Fotos, von denen ich schon lange geträumt hatte!

Wir passierten Nebenarme, die kleine, mit blühenden Teichrosen bedeckte Seen bilden. Mittendrin entdeckten wir den Braunen Sichler, eine Ibisart, die mit ihrem langen, gebogenen Schnabel nach Futter fischte, Seite an Seite mit einer Bekassine. Die Gewässerränder sind begrenzt von Schilf, Erlen, Weiden, Silberpappeln…. Ein Blick nach oben lohnte sich. Rallenreiher saßen hocherhobenen Hauptes auf den Baumwipfeln in unmittelbarer Nachbarschaft mit einer Kormorankolonie. Als hingen sie ihre Federkleider zum Trocknen an die Äste, saßen sie unbeweglich da mit weit gespreizten Flügeln, um sich wieder fit für die nächsten Tauchgänge zu machen. Ich fragte mich, wer da wohl wen beobachtete. Den Vögeln schienen die Boote nichts auszumachen. Zum Glück darf nur ein kleiner Teil des Reservats von Touristen und Fischern befahren werden. Auf unserer weiteren Fahrt sah ich zum ersten Mal Nachtreiher. Grau- und Silberreiher hielten sich in großen Kolonien an den Rändern der Altarme auf. Die Besonderheit war allerdings der Rosapelikan, einer der größten flugfähigen Wasservögel der Erde. Am Nachmittag konnten wir entlang des St. Georg-Arms bis zum Schwarzen Meer diese wunderschönen Vögel und brütende Weißbart-Seeschwalben im Küstenbereich lange beobachten.

Ein Gala-Dinner mit dem Kapitän auf der MS-Nestroy beendete diesen letzten Tag mit den für mich persönlich berührendsten Momenten der Reise.

© Gabriele_Krele-Art 2024-09-04

Genres
Reise
Stimmung
Abenteuerlich, Emotional
Hashtags