Es heißt ja, dass jeder Mensch mindestens einen Doppelgänger haben soll. Seid Ihr schon mal mit jemandem verwechselt worden?
Ich kannte mal ein Mädel, das sah original so aus wie Barbara Streisand in jung. Ich war immer völlig fasziniert von diesem Anblick, wenn ich sie traf.
Bei mir ging das ungefähr mit 20 Jahren los. Ich hatte meinem Freund ein T-Shirt mit einem Foto von mir bedrucken lassen, damit er es auf seiner Reise nach Amerika mitnehmen kann. Dort wurde er auch darauf angesprochen, dass das ja wohl Claudia Schiffer auf seinem T-Shirt wäre. Er wollte erklären, dass das seine Freundin und damit nicht Claudia Schiffer ist, aber derjenige verstand nur, dass seine Freundin Claudia Schiffer wäre. Ich glaube, er hat ihn dann in dem Glauben gelassen und nur genervt abgewunken.
Dann fing es an, dass die Leute in der Disco mich immer öfter mit dieser Dame verglichen, was ich total peinlich fand, weil ich sie noch nicht mal hübsch oder sympathisch fand. Es ging so weit, dass der Freund einer Arbeitskollegin schon dachte, da würde Claudia Schiffer drei Reihen vor ihm im Theater sitzen. Aber das war nur ich.
Der Höhepunkt kam dann in Ägypten bei einer Nilkreuzfahrt. Ich stand ungeschminkt und fern der Heimat an der Reling und die kleinen Ägypter riefen „Claudia“ zu mir hoch. Sollte es wirklich so schlimm um mich bestellt sein? Nun gut, ich beschloss, aus diesem Dilemma das Beste zu machen und meldete mich nach meiner Rückkehr sofort bei einer Doppelgängeragentur an. Natürlich will die Schiffer keiner sehen, weshalb sich die Auftritte in verschwindend geringer Zahl hielten. Ein großer Fernsehsender startete 2003 die Show „Deutschlands beste Doppelgänger“, zu der auch ich über die Agentur nach Köln eingeladen wurde. Ich traf dort auf 20 Michael Jacksons und noch mal so viele Marilyn Monroes, eine Nena, einen Gorbatschow, einen Harald Schmidt, einen Bud Spencer, einen Arnold Schwarzenegger als Terminator und viele weitere skurrile Gestalten. Kaum war ich dort angekommen, da stand auch schon ein Jack Nicholson-Double neben mir und wich mir nicht mehr von der Seite. Das Tom Cruise-Double schien sogar etwas eifersüchtig zu sein. In jedem Falle hatten wir alle eine Menge Spaß hinter den Kulissen.
Mit dem Jack Nicholson-Double hatte ich mich derweil ein wenig angefreundet, und wir trafen uns ab und zu, wenn er mal von Hamburg nach Berlin kam, auf ein Käffchen im Hotel. Eigentlich wollten wir mal ein wenig zurecht gemacht den Kurfürstendamm entlangschlendern. Der Gedanke, dass am nächsten Tag vielleicht ein vorwitziger Paparazzi einen Artikel daraus machen könnte, ob jetzt „Claudia Schiffer und Jack Nicholson ein heimliches Paar“ sind oder so ähnlich, amüsierte uns köstlich. Aber dazu ist es leider nicht mehr gekommen und der Kontakt schlief irgendwann einfach ein. Genauso ging es auch meiner „Karriere“ als Doppelgängerin.
© Katja van der Trappen 2021-09-17