von Karalyse
Ich bin heute morgen aufgewacht und es fühlte sich so an, als würde ich mich aus einer Wolke ergeben. So verdammt leicht fühlt es sich an, obwohl man von mehreren meterhohen Wohnblöcken umgeben ist. Ich fühle mich hier nicht eingeengt. Hier bin ich frei. Hier kann ich sein und hier möchte ich, ich sein.
Normalerweise wache ich mit einem beschwerten und überlagerten Gewicht auf. Schaffe es kaum aus dem Bett und lebe den Tag so dahin und versuche mich glücklich zu stimmen, indem ich sage, dass meine eigene Wohnung kein Käfig ist, obwohl sie das. Andere Kräfte haben hier in dieses Zimmer mitreingetragen, dass ich mich anpassen muss. Dass ich falsch bin. Dass ich mich ändern muss. Da bin ich erst liebenswert, wenn ich etwas tue. Hier werde ich offen in die Arme genommen und mein eingewachsener paranoider Kopf denkt sich: Hier stimmt etwas nicht. Seit wann können Menschen für andere Menschen hier sein und sie unterstützen, egal in welcher Lebenslage sie sind? Innerlich sitze ich gerade hier und denke mir, dass muss ein Traum sein. Das ist ein Traum, das muss ein Traum sein. Das kann nicht die Realität sein. Bitte kneif mich.
Und dann kneift mich etwas und ich schrecke auf. Das Kneifen war das Klingeln meines Weckers. Ich stelle ihn aus und gucke mich verwundert um. Und ich realisiere langsam. Gestern… Gestern ist wirklich passiert. Gestern war Realität. Und das trifft es ganz gut. Gestern war Realität. Diese Realität ist nicht mehr wiederholbar. Diese Realität ist passiert. Und es ist so unfassbar schön. Sie ist genauso schön in Retroperspektive. Aber es ist Retroperspektive. Es ist Erinnerung. Es ist passiert.
Und als genau diese Realität einbricht und sich der Gedanke in meinen Kopf ausbreitet, dass ich innerhalb der nächsten Stunden wieder in einer Realität sein werde, die mir sagt, dass ich hier nicht gewollt bin, treibt mir die Tränen aus den Augen. Ich würde so gern hierbleiben, aber ich kann nicht. Ich kann einfach nicht. Das hier ist nicht meine Welt. Meine Realität. Aber in den Moment wurde mir eines noch so viel mehr klar: Ich möchte ein Teil dieser Welt sein. Ich möchte wieder hier hin. Und ich werde verdammt noch mal alles dafür tun, dass ich endlich ein Teil dieser Welt bin.
© Karalyse 2024-09-22