Ich stehe mit meiner „Frau“ am Tresen der Bank. Sie hat wegen der KĂĽhle in Berlin ihren besten Pelzmantel an. Plötzlich stĂĽrmt ein Mann mit einem Sack in der linken Hand und einen Revolver in der rechten Hand durch die EingangstĂĽre und brĂĽllt, nachdem er den Sack einem Kassierer und dem Bankdirektor auf den Tresen geworfen hatte auf Dänisch „Giv pengene“ (Geld her)“ zu. Der Kassierer und der Direktor stehen da wie angewurzelt. Beide rĂĽhren sich nicht. Der Mann drĂĽckt zweimal den Revolver ab. Der Kassierer und der Bankdirektor fallen tödlich getroffen um. Ich werfe meinen Spazierstock vor Schreck weg und halte mich ängstlich wimmernd an meiner „Frau“ fest. Der Bankräuber macht auf dem Absatz kehrt und verschwindet wieder durch den Eingang der Bank. „Aus!“ ertönt eine Stimme. „Das war schon ganz gut so! Das machen wir noch einmal! Bitte werfen Sie den Stock ein wenig tiefer, sie werfen sonst dem Palle noch den Revolver aus der Hand! Alles auf Anfang!“. Der Bankdirektor und der Kassierer stehen, obwohl kĂĽrzlich erschossen, auf. Ich rappel mich am Pelzmantel meiner „Frau“ hoch und suche meinen Stock. FĂĽr PRO7 drehte der Regisseur Peter Pippig 2007 fĂĽr Galileo Mystery „Die Macht der Hypnose, programmiert auf Mord“ in Berlin im Haus Cumberland am KurfĂĽrstendamm nach einem echten Kriminalfall vom 29. März 1951 um damals 10.45 Uhr in Kopenhagen. Der Mann, der damals in der Bank LANDMANDSBANKEN den Bankchef A. Wisbom und den Kassierer Kai Møller unter Hypnose schoss, war der Werkzeugmacher Palle Wickmann Hardrup. Der Hypnotiseur hieĂź Bjørn Schouw Nielsen, der hatte mit seinen Pseudohypnosefähigkeiten zu sehr gepfuscht und Palle zum Ballern verleitet, anstatt die Kohle einzusacken zu lassen. Palle kam nach dem ProzeĂź in die Klapse, Nielsen bekam lebenslänglich. Eine feine total abgedrehte Story fĂĽr PRO7 Galileo Mystery! Das war mein erster Kontakt als „Schauspieler“ mit dem Haus Cumberland am KurfĂĽrstendamm, in dessen historischen Räumen sich die Filmproduktionen seit 1992 die Klinke in die Hand gaben. Ein paar Monate nach diesem Ereignis war ich schon wieder dort. Ich spielte einen Beamten der Berliner Oberfinanzdirektion, einen Kassierer von 1961 und wurde von der Kamera und dem Regisseur kaum beachtet. Danach wurde das Gebäude zu Luxuswohnungen und Geweberäumen umgebaut Ein feines Restaurant ist dort inzwischen entstanden. So ähnlich wie das La Coupole,102 bd de Montparnasse, in 75014 Paris. Als das Restaurant eröffnet wurde, stand ich dort auf der Matte und erzähle dem Kellner, der mich bediente ganz locker, dass ich hier schon einmal fast erschossen wurde. Der glaubt mir das natĂĽrlich nicht und ich wette um einen Drink, dass ich das beweisen kann. Dann zĂĽcke ich mein Handy und halte dem das Foto vom Filmdreh unter die Nase. Prost!
Noch was von mir zum Thema Komparserie:
https://pagewizz.com/komparse-werden-komparse-sein-1/
© Richard Hebstreit 2023-08-23