Dr. Leonard Horatio McCoy

Joachim Salmann

von Joachim Salmann

Story

“Grünblütiges Spitzohr!” ertönte ein Männerstimme aus der Halle der Zukunft. „Eine hübsche Vulkanierin, die von Liebe und Natur spricht. Wo gibt es denn so etwas?“

„Dies war eben eine Elbin, Herr …“

„Dr. Leonard McCoy, Schiffsarzt des Raumschiffs Enterprise Und das eben war keine Vulkanierin, sondern eine Elbin? Mich wundert schon lange nichts mehr!“

„Ah, Enterprise kenne ich: ‚Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das mit seiner 400 Mann starken Besatzung 5 Jahre unterwegs ist, um fremde Galaxien zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.‘ Spannend!“

„Oh ja,“ seufzte der Arzt resigniert, „spannend. Oder wie Mr. Spock immer sagte: faszinierend! Aber ehrlich gesagt, bin ich ja nur wegen meines Freundes Jim mitgeflogen. Den konnte man keine Minute alleine lassen.“

„Wieso konnte man den Kapitän des Flaggschiffs keine Minute aus den Augen lassen?“

„Jim hatte das Talent, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Natürlich ging das nie ohne Verletzte. Und ich war dann derjenige, der medizinische Hilfe leisten sollte. Bei Organismen, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat.“

„Aber ist das nicht toll für einen Arzt, Pionierarbeit leisten und Leben erforschen zu können?“

„Wie liebend gerne hätte ich mir Zeit genommen, jedes einzelne Lebewesen untersuchen und kennenlernen zu dürfen. Aber jedes verdammte Mal haben mir Jim oder Mr. Spock Druck gemacht, weil an dem Leben des Außerirdischen politische und militärische Folgen hingen. So kann ein Arzt doch nicht arbeiten!“

„Aber Sie haben jedes Mal Wunder gewirkt.“

„Man kann doch nicht am Fließband Wunder wirken! Jede neue Lebensform und jeder neue Krankheitserreger braucht Zeit, um erfolgreich behandelt werden zu können. Oft genug sind mir Wesen gestorben, von denen noch nie jemand zuvor gehört oder gesehen hatte.“

„Man braucht also Zeit für die Behandlung.“

„Wie viel Zeit man braucht, habe ich erst wirklich verstanden, als es meinem Vater immer schlechter ging. Er litt unter einer sehr schmerzhaften Degeneration. Als wir die Hoffnung aufgegeben hatten, half ich ihm zu sterben. Drei Monate später wurde ein Heilmittel für die Krankheit gefunden. Seitdem habe ich um jedes Leben bis zum Ende gekämpft.“

„Hoffnung bedeutet also, auch in ausweglos erscheinenden Situationen nicht aufzugeben.“

„Hoffnungslos aussehende Situationen gab es bei unserer langen Reise so viele, und ich stand vor so vielen unlösbaren medizinischen und ethischen Fragen, da konnte ich ein Buch von schreiben.“

© Joachim Salmann 2024-02-21

Genres
Science Fiction & Fantasy, Lebenshilfe
Stimmung
Abenteuerlich, Herausfordernd, Emotional, Inspirierend, Reflektierend
Hashtags