von Peter Schwanter
Es ist eine meiner Lebensgrundeinstellungen, dass es fĂŒr ein zufriedenes Dasein von eminenter Wichtigkeit ist, mit sich selbst eine gute Freundschaft zu pflegen. Das aber nicht nur in freudvollen Tagen, sondern nach Möglichkeit auch in wehleidigen Zeiten.
Auf die selbstgestellte Frage, was mein Leben erfĂŒllt und zu einem glĂŒcklichen macht, eilen augenblicklich Scharen von Bildern in mein imaginĂ€res Photoalbum.
Es sind die âKleinigkeitenâ des Lebens, die aber die Grundausstattung einer erfĂŒllten Zeit ausmachen. Ein Blick zur Wohnzimmerwand, von der mich das GemĂ€lde âNach dem Wiesenmarktâ von Werner Berg anstrahlt und mich sogleich fĂŒr Momente in das SĂŒdkĂ€rntner Bleiburg versetzt. Das Sprachgewirr des Marktes und die Freude im Herzen, dass nach beinahe 100 Jahren, Slowenen und KĂ€rntner Wege zueinander gefunden haben.
Den Kopf kurz nach rechts gewandt, prĂ€sentiert sich prall und doch auch mit einer leichten Melancholie die Gesamtausgabe der Werke Erich KĂ€stners. Seine Geschichten und Gedichte begleiten mich förmlich schon mein Leben lang. In vielen Augenblicken, in denen ich, nach Auswegen suchend, in meiner Bibliothek herum geirrt bin, waren es meist seine Worte, die mir Anker in stĂŒrmischen Zeiten gewesen sind.
Einen Ehrenplatz in den âKleinigkeitenâ meines Lebens wird auf ewige Zeiten Helmut Qualtinger haben, dessen Filme HerzstĂŒcke meiner DVD Sammlung sind. Der âQuasiâ, diese Wucht von einem Menschen in allen Facetten des Möglichen, hat sich schon in meiner frĂŒhen Jugendzeit, als Wohnungsgenosse im Geiste, ein Zimmer in mir genommen. Mit den Jahren sind wir uns in seinen Texten immer nĂ€her gekommen und unsere Freundschaft, die zwischen 2 Buchdeckeln begonnen hat, wurde eine lebenslĂ€ngliche Verbundenheit.
Meine Freundschaft mit mir selber ernĂ€hrt sich aber hauptsĂ€chlich aus den vielen Begegnungen, die ich tagtĂ€glich erfahren darf. Ich halte meine Augen und Ohren offen und konserviere gewissermaĂen die EindrĂŒcke und Worte, die mir begegnen. Wenn es dann die Zeit erlaubt, lasse ich vieles vom Erlebten Revue passieren und kann so Gesagtes und Gehörtes noch einmal ĂŒberdenken und, wenn es sein soll, auch neu zuordnen. Vieles kann erst durch ein zweites Betrachten seine Schönheit oder Sinnhaftigkeit entfalten und so in seiner Weise Wirkung erlangen.
Im Laufe meines Lebens ist mir klar geworden, dass ich der einzige Mensch auf der Welt bin, der es tagtĂ€glich 24 Stunden mit mir aushalten muss. Deshalb, finde ich, ist es von groĂem Vorteil, sich selbst gern zu haben und Gutes zu tun. In diesem Sinne versuche ich mir jeden Abend in meinem GedankenbĂŒro, mir selbst die Hand zu schĂŒtteln und mich fĂŒr den Tag zu bedanken. Bis jetzt klappt das erstaunlich gut.
© Peter Schwanter 2020-03-22