Drei Schnapsdrosseln on Tour

Anatolie

von Anatolie

Story

Das Wetter war perfekt für einen Urlaubsstart. Drei Mädels hatten sich auf ein Packerl zusammengeschmissen und freuten sich auf eine Woche Kroatien am Meer. Britta, Martina und ich, das waren wir.

In einem schnuckeligen Fischerort wurden wir rasch fündig und bezogen ein Quartier.

Raus aus den Klamotten, rein in die Bikinis, und lachend machten wir unsere erste Bekanntschaft mit dem verlockenden Nass vor der Tür. Aua! Wenn nur diese fiesen spitzen Steine nicht gewesen wären. Morgen würde ich mir Badeschuhe kaufen.

Den Rest des Tages verbrachten wir dösend. Meine Freundinnen hatten schon einiges intus. Glucksend schnarchten sie in der prallen Sonne. Diese brannte unbarmherzig hernieder und Brittas Haut zeigte sich im Ansatz bereits rot. Ich empfand Mitleid mit den beiden und schmierte sie von Kopf bis Fuß mit Sonnencreme ein. Später waren sie mir dafür sehr dankbar.

Am nächsten Morgen zog ein Gewitter auf, und das trübe, regnerische Wetter blieb uns über Tage erhalten.Statt Plantschen im Meer gab es Wanderungen durch glitschige Pfützen zum Hafen hinunter. Viel lieber aber machten die beiden bei Tavernen halt. Zum Studieren der Menüpläne, aber noch beliebter war die Getränkekarte. Mit ein bissl Schwung ließ sich dieser graue Mief schon eher ertragen.

Eines Abends gesellten sich drei Burschen zu uns. Sie waren Kroaten und luden uns auf ein Stämpchen Sljivovica ein. Und weil’s so lustig herging, wurden es rasch mehr. Vier Schnäpse brannten nicht nur sehr penetrant im Hals, sondern bald auch in meinem Kopf. „I geh´ ham“, verabschiedete ich mich zeitig, und fand torkelnd meinen Weg zurück zum Haus. Mit einem Schädel, der so surrte wie ein Hornissenkrug, fiel ich bleiern in den Schlaf …

Wumm wumm wumm! Wer hämmerte da so wild gegen die Tür? Es war Britta. Völlig aufgelöst und am Boden zerstört. Jemand hatte ihr 200 Euro geklaut! Irgendwann war sie am Tisch eingenickt. Und als sie wieder zu sich kam, war Martina fort, mitsamt Zimmerschlüssel, und die Burschen ebenso. Und sie saß dann plötzlich ganz allein mit leeren Taschen da! Wie irr fuchtelte sie mit den Händen und fluchte wie ein alter Rosskutscher. Ich versuchte sie erst mal zu beruhigen. Morgen würden wir weitersehen! Doch wo zum Teufel blieb Martina? Ich befürchtete, eine Expedition starten zu müssen. Doch da wankte sie auch schon zur Tür herein. Britta lag indes mit voller Montur im Bett und schlief ihr Räuschchen aus.

„Du wirst net glauben wos` mir passiert is“, sprudelte es nur so aus ihr heraus. „I wach, auf, mitten am Strand, und lieg mit gspreitzte Haxen do. Mei Leiberl war von unten bis oben nass. Mei Jeans ist fein zammengrollt neben mir gelegen. Und witzigerweis, mei Unterhosen hab i no an ghabt, aba die war komplett trockn.“ Und dann erfuhr ich noch den Rest der Geschichte: In der Tasche ihrer Jeans befanden sich 200 Euro. 2 Stunden kompletter Filmriss – was war in dieser Zeit geschehen – und woher kam dieses Geld? Sie konnte sich auf das ganze keinen Reim machen.

Ich schon.

© Anatolie 2021-04-01

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