Vor einigen Tagen fiel mir ein Text in die Hand: Sokrates wendet drei Siebe an, als ein Mann ihm etwas erzählen will: Das erste Sieb ist die Wahrheit, das zweite Sieb ist das der Güte und das dritte ist das der Notwendigkeit. Und Sokrates fragt den Mann: „Hast du, was du mir sagen wolltest, durch die drei Siebe hindurch gehen lassen? Wenn es weder wahr noch gut noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit.”
Nachdenklich legte ich den Text zur Seite. Was will Sokrates mir sagen? Was bedeuten Siebe für mich? In der Kindheit – das Sieb, um den Sand in der Sandkiste durchlaufen zu lassen. Später, ein Gemüsesieb auf dem Kopf, ein Schwert in der Hand – ich bin ein Ritter, ein Schwertkämpfer, besiege alle, mir gehört die Welt!
Erwachsen, eine Wohnung oder ein Haus, verheiratet, Kinder, ich brauche Siebe! Stolz kauft man sie ein – eines fürs Gemüse oder den Salat, ein anderes für Nudeln und ein drittes, sehr klein – vergessen ein Teeei zu kaufen – also ein Teesieb!
Und im Alter – hat mein Gehirn Löcher? Wird es zum Sieb – Namen fallen hindurch, wo ist mein Handy, wo sind die Schlüssel! Verflixt noch einmal! Was soll das? Löcher in meinem Gehirn? Wohin wird das führen?
Doch soll ich mich damit belasten? Wenn ich hoffen kann, dass durch meine Bemühungen meine Taten und mein Leben wahr, gut und notwendig waren, dann bleiben sie doch für immer, auch wenn sie meinem Vergessen anheimfallen.
So tröste ich mich, lese den Text „Drei Siebe“ von Sokrates noch einmal und folge seinen Worten: „Belaste dich und deine Umwelt nicht damit.”
Grübeln bringt nichts, akzeptiere dich wie du bist, mit all deinen Fehlern und hoffentlich mit ein paar guten Eigenschaften. So schlief ich ein und wachte am nächsten Morgen fröhlich auf.
© Christa Mittermayer 2023-01-30