Hinter blauen Himmeln und schwarzen Wolken sehe ich Sterne tanzen im Mondschein. Licht bricht, es bahnt sich seine Wege; verschlingt Dunkelheit und vertreibt Schwere. Ich schaue der Welt beim Wüten zu. Frage vom Mond aus: „Wann kommst du zur Ruh?“ Von hier oben sieht alles viel kleiner aus. Ich werfe all den Ballast des Lebens raus. Er sinkt tief und tiefer bis auf den Grund, wie weggeschwemmt. Wird es jetzt wieder bunt? Da sehe ich ihn, den Regenbogen, und die Wolken sind mit dem Wind weitergezogen.
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„Oha!“, entfährt es mir, als ich in der Küche stehe und mir mein Frühstück zubereite. Pling, pling, pling. Nachrichten über Nachrichten, die mir summend auf meinem Handy aufleuchten und mir die Ereignisse aus der letzten Nacht, sowie die News für heute, mitteilen wollen. Es widerstrebt mir, mein Smartphone direkt in die Hand zu nehmen. Lächelnd denke ich an den Tag zurück, an dem ich mir vornahm, morgens nach dem Aufstehen nicht mehr als Erstes auf mein Handy zu schauen. Das ist, seit langem, die beste Entscheidung meines Lebens gewesen. Ich scrolle doch einmal kurz, vom oberen zum unteren Bildschirmrand, schaue ob Mitteilungen von der Arbeit dazwischen sind und lege es dann ans andere Ende des Tisches.
In freudiger Erwartung widme ich mich meinem, mittlerweile fertigen, Frühstück und muss grinsen. Knallige, pinke Himbeeren, die einen Kontrast zum weißen Naturjoghurt bilden, drapiert mit Hafer-Schoko-Pfefferminz-Müsli, stehen in meiner Lieblingsschüssel vor mir. Dazu frischer, selbstgepresster Orangensaft. Süß und etwas sauer schmeckt er. Beim Anblick des intensiven, dunklen Gelbs hebt sich meine Laune sofort. Es leuchtet förmlich, während die Sonne sich hinter meinem Rücken am Himmel erhebt und das Glas anstrahlt. Ich spüre die Wärme in meinem Nacken, atme tief durch und genieße mein Frühstück.
Wie war das noch mit der Achtsamkeit im Alltag? Heute hatte ich es endlich mal wieder geschafft, diese kleinen Seelenmomente einzufangen. Ich stehe zufrieden auf und beseitige das Chaos. Auf geht’s zur Arbeit. Ich glaube, der Tag kann nur gut werden.
© Lisa Winterhalder 2022-08-27