Vor 9 Jahren machten mein Mann und ich eine SĂŒdenglandreise, wo wir sehr interessante verschiedenartige Gartenanlagen, Parks, HerrenhĂ€user, Castles, monumentale gotische Kathedralen, Stonehenge, nette StĂ€dte und reizende KĂŒstenorte besichtigten. Die Reise war abwechslungsreich und beeindruckend.
Wir kamen auch an den westlichsten Punkt Englands, nach Land’s End. Dort gab es WiesenflĂ€chen mit verschiedenen bescheidenen kleinen BlĂŒmchen, auch mit Wildgladiolen. Diese sind kleiner als unsere Gartengladiolen, aus schmalen spitzen BlĂ€ttern ragen BlĂŒtenstĂ€nder mit kleinen zarten gladiolenartigen orangefarbenen BlĂŒten. Diese gefielen uns gut, daher hat mein Mann drei Zwiebelchen ausgegraben, um unser Blumenrepertoire zu erweitern. Sie wuchsen an und brachten BlĂŒten, bildeten aber auch eine Menge von Jungzwiebelchen aus, so dass wir im nĂ€chsten Jahr bereits eine ganze SchĂŒssel Wildgladiolen hatten. Wir freuten uns sehr darĂŒber, denn sie blĂŒhten einige Wochen lang. Danach bildeten sich an den BlĂŒtenrispen Samenkapseln, die mein Mann mit oranger Farbe, wie die BlĂŒten, besprĂŒhte. Auch das hielt sich lĂ€ngere Zeit bis zum Frost und war sehr dekorativ. Im Jahr darauf hatten wir bereits vier solche SchĂŒsseln, daher beschlossen wir, sie ins Blumenbeet zu pflanzen. Mit Laub abgedeckt, ĂŒberstanden sie den Winter gut und breiteten sich im FrĂŒhjahr krĂ€ftig aus.
Nachdem wir nun an all unsere Kinder, Verwandten, Bekannten, Nachbarn schon jede Menge verschenkt haben, deckten wir im Herbst nur mehr zwei Stöcke mit Laub zu, alle anderen ĂŒberlieĂen wir dem Schicksal des Erfrierens, denn Gladiolen sind frostempfindlich. Aber man kann sich auch tĂ€uschen! Im darauf folgenden FrĂŒhjahr drĂ€ngen sie alle mit ihren zarten BlĂ€ttern ans Licht, um uns wiederum mit einer BlĂŒtenschwemme zu erfreuen. Nun blieb uns nur mehr eine MaĂnahme, eine, die bei uns Ă€uĂerst selten vorkommt: sie am Komposthaufen zu entsorgen. Aber selbst da zeigen sie noch Lebenskraft und versuchen, weiterzuwachsen.
Es erinnert mich irgendwie an die Coronapandemie, die klein begonnen und sich auf der ganzen Welt ausgebreitet hat. Drei Zwiebelchen haben wir mitgebracht und in KĂŒrze könnte man ganze FlĂ€chen damit bedecken. Oder ich denke an den Zauberlehrling, der den Wasser schleppenden Knecht nicht mehr stoppen konnte.
Man sollte Blumen und Pflanzen offensichtlich wirklich an der Stelle belassen, wo sie natĂŒrlich vorkommen. Aber wer denkt bei drei kleinen Zwiebelchen schon an solche Folgen?
© Adelinde Barilich 2020-07-02