von Eva Filice
„Drunt‘ in der Lobau, wenn ich das Platzerl nur wüsst, / drunt‘ in der Lobau hab ich ein Mädel geküsst“
So lautet der Refrain eines bekannten Wienerliedes, das 1927 entstanden ist. Der Textautor Alois Klampferer soll durch eine Werbung in der Straßenbahn auf dieses fast unbekannte Gebiet jenseits der Donau aufmerksam geworden sein. Heinrich Strecker, ein Komponist von Wienerliedern, begeisterte sich für den Text und schreib binnen weniger Tage die Musik dazu. Das Lied wurde ein Schlager. Wiener:innen zog es aufgrund der verklärten Beschreibung der Natur in die Lobau, die die beiden Autoren selbst nicht kannten. Die Ausflügler beschwerten sich über die falschen Versprechungen, denn statt Romantik erlebten sie eine Invasion von Gelsen (Stechmücken) und stürmischen Wind. Die beiden Begründer des Wienerliedes gaben erst später zu, die Lobau nicht persönlich aufgesucht zu haben. Diese den Wiener:innen bekannte Realtität war kein Hindernis für das Bekanntwerden der Hymne an ein Wiener Naturjuwel. Bekannte Sänger interpretierten dieses Wienerlied und trugen so zur weiteren Verbreitung bei: Willi Forst, Richard Tauber und Peter Minich sowie Peter Alexander.
Wo die Donau mit silbernen Armen umschlingt / s‘ letzte Stückerl vom träumenden Wien, wo die Einsamkeit winkt, wo die Nachtigall singt / und das Heimchen noch nistet im Grün; dort lacht das Glück aus tausend Zweigen, / dort ist der Blütenduft so eigen, am stillen Waldrand, wo ich mein Liebchen fand.
Dem heutigen Frauenbild entspricht der Text schon lange nicht mehr. Und auch die Lobau hat einen großen Wandel erlebt: von der Donauregulierung Ende des 19. Jh. zum Jagdgebiet in der Monarchie, von Kaiser Karl 1918 der Stadt Wien geschenkt und 1926 für die Öffentlichkeit freigegeben sowie 1996 die Ernennung der zum Nationalpark Donau-Auen. Nach der Regulierung der Donau blieben viele ehemalige Donauarme vom Fluss getrennt. So entwickelte sich in den Gräben und Senken eine besondere Flora und Fauna. Aufgrund dieser einzigartigen und artenreichen Vegetation und Tierwelt stehen die Donau-Auen von Wien bis zur slowakischen Grenze seit 1996 unter Naturschutz. Biber, Schildkröten, Hasen und Rehe können gesichtet werden, und bei einer Aussichtsplattform besteht die Möglichkeit Wasservögel zu beobachten. Die Lobau bietet den Wiener:innen ein wunderschönes Erholungsgebiet. Wanderungen zu jeder Jahreszeit führen durch naturbelassene Auwälder und an den unterschiedlichen Lacken vorbei. Die Trockenheit gefährdet die Nebengewässer in der Lobau, sodass die Stadt Wien diese Gebiete künstlich mit Wasser versorgt, um sie vor der Austrocknung zu schützen. Im Sommer wird die Bademöglichkeit vor allem im Mühlwasser, in der Panozzalacke und in der Dechantlacke (FKK) nicht nur von den Bewohner:innen des 22. Bezirks genützt.
Drunt‘ in der Lobau, wenn ich das Platzerl nur wüsst, / drunt‘ in der Lobau hab ich ein Mädel geküsst; ihre Äugerln war’n so blau, als wie die Veigerln in der Au, / auf dem wunderlieben Platzerl in der Lobau!
© Eva Filice 2024-01-23