von loislane
Bis zum nächsten Termin ist noch viel Zeit und ich bummle träge durch die sommersonnige Stadt. Werde einkaufslaunig als ich am Dessousgeschäft meines Vertrauens vorbeikomme und trete spontan ein. Es ist angenehm kühl im inneren und außer mir ist keine Kundin da. Die Verkäuferin kommt auf mich zu und begrüßt mich herzlich, verbunden mit der Frage wie sie mir weiterhelfen kann.
Nach einer freundlichen Begrüßung meinerseits bleibe ich stumm. Da war ich wohl zu spontan mit meinem Shoppingwunsch, weil in meinem Kopf befindet sich nur Leere. Also ich weiß, dass ich etwas will, aber ich weiß nicht wie es heißt. Naja ich weiß es schon, und aber auch, dass man heutzutage nicht mehr “Unterhose” sagt. Ich durchforste mein Gedächtnis nach einem Synonym und es wird nicht besser mit dem Wort „Schlüpper“. Woher jetzt auch immer dieser Begriff kommt … irgendwie möchte ich lachen, auch die Verkäuferin lächelt weiterhin freundlich, mit einem Schuss Fragezeichen im Blick. Das Spitzenhoserl als Schlüpper zu bezeichnen erscheint mir gemein. „Unterbuxx“ taucht auch noch auf – jetzt reicht’s aber! Woher habe ich nur den Unsinn?
Ein Versuch zu umschreiben, was ich brauche, endet dann tatsächlich damit, weil ich ja endlich was sagen muss, dass ich eine Unterhose brauche. Sie lächelt mich aufmunternd an und fragt, ob ich ein bestimmtes Modell wünsche. Ich sage, ja weil ich immer ein bestimmtes Modell trage aber ich weiß nicht wie es heißt. Sie will mir helfen und fragt die Stoffsorten ab – bei Feinripp hebe ich abwehrend meine Hände. Und bekomme gerade noch “mit Spitze” formuliert und suche weiterhin in meinem Hirn nach dem Fachbegriff für das Ding unter meinem Kleid. Sie rät weiter und ich schüttle nur den Kopf und werde immer leerer im Hirn und hebe dann beherzt mein Kleid um ihr zu zeigen, was ich möchte. Wir sind ja unter uns …
… hinter mir ertönt klar und deutlich eine männliche Stimme die den Produktnamen inklusive Farbton verkündet.
Die Verkäuferin beißt sich erschrocken auf die Lippe, wir haben ihn beide nicht hereinkommen gehört. Ich lasse langsam meinen Kleidsaum fallen und bitte um einmal in Nude und einmal in Schwarz. Wenn der Herr jetzt noch meine Größe verraten, könnte, wäre mir sehr geholfen. Er tut es. Ein Experte, wenn auch nicht vom Fach.
Beim Zahlen überreicht mir die Verkäuferin einen Gutschein, der aber nur online einzulösen ist. Ich gebe ihn zurück – woher soll das Internet denn wissen, was ich möchte?
© loislane 2021-06-11