Dschungelmedizin

Berit Glaser

von Berit Glaser

Story

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Flattert die Nachricht rein, es gibt die Option auf eine Ceremonia genau mittendrin im Panamaurlaub. Ich ertappe mich dabei, dass ich das in Erwägung ziehe. Das führt dazu, dass mir direkt ganz flattrig wird. Nie hätt ich geglaubt, ich würd jemals auch nur überhaupt drüber nachdenken, mir das zu überlegen. Bin schließlich nicht komplett abgedreht und wills auch nicht werden und bei den Stories, die ich gehört hab, ist jedes Risiko zu hoch. Abgesehen davon, hab ich grundsätzlich viel zu viel von diesem Gefühl zwischen Respekt und Angst vor psychedelischen Substanzen insgesamt.

Schon mal ein bissl lustige Pilze micro-gedosed, aber das bewegt sich ja unterhalb der Wahrnehmungsgrenze, gilt also irgendwie nicht. Außerdem waren diese Schwammerl am Wechsel von Freunden gepflückt und mir kommt vor, dass das nicht so übergriffig ist, weil quasi mein eigener Kulturkreis. Hat schon was von cultural appropriation, dass die ganzen Europäer sich da undifferenziert Dschungelmedizin einbauen, die von indigenen Völkern seit Jahrtausenden zur Heilung und für religiöse Rituale verwendet wird. So Hippie-Hipster – am besten noch weiß mit Dreadlocks – die sich mal in Indien selbst gefunden haben und dann gleich Schamanenausbildung. Ich find sowas immer irgendwie schwierig, obwohl mir klar ist, dass ich im Begriff bin, mich zumindest gedanklich ins Glashaus zu setzen und ich außerdem von adretteren Mitbürgermenschen vermutlich auch als Hippie wahrgenommen werd.

So oder so hab ich also null Erfahrung auf dem Gebiet der Psycho-Substanzen. Da werd ich ja wohl nicht mit dem härtesten Zeug, das die Natur zu bieten hat, durchstarten, oder? Und als wär das nicht der Argumente genug, ist Kotzen sowieso das Allerschlimmste für mich und um das kommt man da ja angeblich nicht herum. Ich besprech das mit ein paar Herzensmenschen und bin überrascht, dass die mir das schon zutrauen, quasi nicht komplett abzukacken auf so eine Erfahrung. Irritiert mich irgendwie, die Reaktion. Nach zwei Tagen im Kopf herumwälzen, beschließe ich, dass das vom nebligen anderen Ende der Welt aus schlicht nicht entscheidbar ist. Falls man jetzt schon fix zusagen muss, bin ich jedenfalls raus, antworte ich also und fühl mich ein bissl erleichtert und ein bissl enttäuscht, dass das Thema nun vom Tisch ist.

Und dann die Rückmeldung von wegen alles easy, sie schreiben uns einfach mal mit “vielleicht”-Vermerk auf die Liste. So leicht komm ich also nicht davon, und geht schon wieder voll ab in meinem Inneren. Erst bemühe ich mich, einfach nicht drüber nachzudenken. Funzt natürlich genauso wenig, wie beim rosa Elefanten, also hänge ich mich rein und beginn mit der Recherche. Etliche Ted-Talks, Erfahrungsberichte, Keine-Macht-den-Drogen-Kampagnen und Studien über die Heilung diverser Abhängigkeiten durch Ayahuasca später, weiß ich endgültig nicht mehr, wie ich was finden soll. Und so beginnt meine Reise.

© Berit Glaser 2022-08-22

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