Du Arschloch!

Ladyne

von Ladyne

Story

Es war die Hochzeit einer entfernten Verwandten, die im Heimatdorf meines Großvaters lebte. Eigentlich hätte ich wissen sollen, dass es nur ein Traum war, als mein Freund unbedingt tanzen wollte und ich aber keine Lust dazu hatte. Bis jetzt hatten wir nämlich nur den umgekehrten Fall gehabt.

Er ging also in die Menge tanzen und ich schaute ihm vom Tisch zu. Eine scheinbar gleichaltrige, ländlich aussehende Dame näherte sich ihm und sie tanzten gemeinsam. Am Ende des Tanzes küssten sie sich. Ich war in erster Linie verwirrt und musste mich den fragenden Blicken meiner eher traditionellen Verwandtschaft stellen, als mein Freund zurück zum Tisch kam, als ob nichts passiert wäre.

„Schatz, was machst du? Meine ganze Familie hat das gesehen!“, flüsterte ich ihm, immer noch komplett verwirrt wie denn mein Freund, der doch eigentlich nicht einmal gerne tanzt, auf der Tanzfläche jemanden geküsst hatte.

Er wiederum sah mich mit einem eiskalten Blick an und verließ den Veranstaltungsraum. Ich folgte ihm nach kurzer Zeit und ging noch eine Runde durchs Dorf spazieren, ehe ich mich plötzlich in unsere Wohnung (in Wien) befand. Räumliche Distanzen sind in meinen Träumen üblicherweise keine Hürde, was vielleicht u.a. an meinem im echten Leben ebenso mangelnden Orientierungssinn liegt.

Zuhause angetroffen fand ich meinen Freund und die ländliche Dame beim Kochen. Bei meiner Ankunft stellte sie sich als Bauerntochter vor und ich lernte, dass sie nun bei uns einzieht und ich auf der Couch schlafen soll. „Es ist alles gut!“, sagte mein Schatz lächelnd im Traum.

Hä? Mein Freund und ich besprechen sonst sogar, was wir am Abend essen sollen und auf einmal zieht irgendein Bauernmädchen zu uns, ohne dass ich überhaupt durchblicke, was gerade abgeht?! Ich wurde wütend. Anscheinend so wütend, dass ich mich auch im Schlaf bewegte, sodass mein armer Freund, der neben mir lag, mich aufweckte. „Es ist alles gut“, sagte er wieder.

„Du Arschloch!“, rief ich und stieß ihn weg. „Sorry, dass ich dich aufgeweckt habe…ich dachte, du hast vielleicht einen Albtraum.“, meinte er verwirrt.

„Wo ist das Mädchen?!“, fragte ich, mit den Gedanken noch im Traum. „Die Hündin schläft.“, meinte er. „Nicht die Hündin. Ich meine das Bauernmädchen“, meinte ich, während ich aber langsam realisierte, dass es nur ein Traum war…

Ich erklärte ihm, was geschehen war und entschuldigte mich für den Arschloch-Ausruf. Dass er gerne tanzt, wird wohl weiterhin ein Traum bleiben…

© Ladyne 2020-02-29