von Nadiia Kostina
Jeden Tag hatte ich ständige Gedanken in meinem Kopf. Du bist hier absolut niemand, du hast kein Zuhause, niemand braucht dich hier, niemand kümmert sich um deine Probleme. Keiner wird dir helfen. All das hat mich wieder umgebracht. Es war schwierig, mit dem deutschen bürokratischen System zurechtzukommen. Zu dieser Zeit gab es fast nirgendwo Übersetzer. Deshalb halfen mir meine Deutschkenntnisse weiter. Also habe ich noch intensiver Deutsch gelernt. Aber Schritt für Schritt füllte ich alle erforderlichen Unterlagen aus. Ich begann, Menschen zu treffen und offen über meine Probleme zu sprechen. Das war schwierig, denn in der Ukraine habe ich immer alles selbst gemacht. Es war schwer für mich, um Hilfe zu bitten. Es handelt sich um eine Art persönliches Wachstumstraining. Aber ich begann daran zu denken, nach Hause zurückzukehren. Dort ist es zwar gefährlich, aber ich kann meine Probleme dort lösen. Ich weiß, was zu tun ist. Hier gibt es Sicherheit, aber auch moralische Depressionen aufgrund von Ohnmacht. Diese Ohnmacht ließ mich aufgeben. Ich habe aktiv Meditationspraktiken in mein Leben zurückgebracht. Ohne sie hätte ich nicht überlebt. Der einzige Trost im Flüchtlingslager war die Katze Mirosh, die einfach von der Straße kam und sich auf mein Klappbett legte. Er war gut gepflegt und hatte ein Zuhause. Aber er kam mich besuchen. Er war mein Psychotherapeut. Immer dann, wenn es mir wirklich schlecht ging. Er kam, legte sich hin und schlief. Er hat mich beruhigt. Dann ging er weg. Aber als ich dachte, ich würde nicht überleben, kam er zurück. Er war mein Glücksbringer.
Meditative Übung „Beruhige dich und verstehe deinen Wert“
Ich schließe meine Augen und stelle mir vor, dass ich eine Tafel vor mir habe. Ich nehme einen Marker und schreibe die Zahl 1 an die Tafel, dann radiere ich die Zahl 1 aus. Ich schreibe die Zahl 2, dann radiere ich die Zahl 2 aus. Ich schreibe die Zahl 3, radiere die Zahl 3 aus, schreibe die Zahl 4, radiere die Zahl 4 aus. Ich schreibe die Zahl 5, radiere die Zahl 5 aus. Ich schreibe die Zahl 6, radiere die Zahl 6 aus. Ich schreibe die Zahl 7, radiere die Zahl 7 aus. Ich schreibe die Zahl 8, radiere die Zahl 8 aus. Ich schreibe die Zahl 9, radiere die Zahl 9 aus. Ich schreibe die Zahl 10, radiere die Zahl 10 aus. Dann schreibe ich den Satz „Ich bin genug“. Dann schreibe ich einen weiteren Satz „Ich bin wertvoll“. Ich konzentriere mich auf zwei Sätze.
© Nadiia Kostina 2024-08-11