Du bist (nicht) perfekt

Lea Rabanser

von Lea Rabanser

Story

Du hast hohe Ziele, du hast hohe Standards. Du willst kein „gut“, kein „beinahe“, kein „das nächste Mal“. Du willst ein „perfekt“.
Wenn es nicht perfekt ist, dann ist es falsch.
Und wenn es falsch ist, dann bist du gescheitert.
Dann bist du wertlos.
Nicht gut genug.
Dann verlierst du die Wertschätzung deiner Mitmenschen.
Aber wenn du perfekt bist, dann meidest du Scham und Beurteilung und Schuld und Ablehnung.
Wenn du perfekt bist, dann beschützt du dich selbst.
Also lernst du viel für die Schule.
Zu viel.
Und lange.
Zu lange.
Und wenn du nicht das Beste vom Besten erreichst, dann bist zu schlecht für die Schlechtesten.

Du hast einen Plan.
Für jeden Tag. Und jede Situation. Jede noch so kleine Handlung.
Jedes Detail hast du durchdacht.
Alles eingeordnet.
Da ist kein Platz für Spontaneität.
Wenn du dich an den Plan hältst, ist alles perfekt.
Für dich ist das Wort „soll“ nicht Ideal oder ein Anspruch.
„Soll“ bedeutet für dich „ist“.
Ist, wie Realität.

Du meidest es, neue Gegenstände zu benutzen.
Nichts fallen lassen!
Nichts in der Sonne stehen lassen!
Oh Gott, ein Kratzer, jetzt ist der Laptop kaputt.
Da ist ein Kratzer.
Jetzt willst du ihn nicht mehr benutzen.
Alles falsch.
Du bist gescheitert.
Kratzer.
Kaputt.
Schuld.

Katastrophe.
Du machst es kaputt.
Immer.
Immer alles.
Und was kaputt ist, ist nicht perfekt.
Aber du musst perfekt sein.
Alles muss perfekt sein.






© Lea Rabanser 2023-08-23

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