Du bist so hübsch

Gedankenverloren zupfte ich an dem Ärmel meiner Jeansjacke. Ein Faden von der Blumenstickerei hatte sich gelöst und bot nun die perfekte Gelegenheit zur Ablenkung. Um so zu tun, als sei der lose Jeansjackenstickereifaden zu interessant, um mit irgendwem sonst ein Gespräch einzugehen – natürlich nicht um sich vor den Leuten zu verstecken.

Die Luft war warm und roch nach Sommer. Der leichte Wind, der sich alle paar Minuten bemerkbar machte, wehte den Geruch von Bier und Blumendeo über den ganzen Innenhof. Jemand hatte Lichterketten aufgehangen, die dafür sorgten, dass das Kopfsteinpflaster trotz der späten Uhrzeit immer noch beleuchtet war.

Ich ließ meinen Blick über die Menge schweifen und blieb kurz an der Tanzfläche hängen. Zwei Mädchen, ich konnte mich an ihre Namen nicht erinnern, waren die einzigen, die sich zur Musik bewegten. Beide trugen enge Jeans und ein Top, das nur bis zu ihrem Bauchnabel reichte. Sie waren so hübsch. Schnell wand ich meinen Blick wieder von ihnen ab, ließ ihn weiter wandern. Er blieb am Bierpongtisch hängen, an dem meine beste Freundin stand. Sie schien gerade ein Spiel mit zwei Jungs auszuhandeln. Als sie mich sah, hob sie erfreut den Arm, um mich zu sich zu winken.

Nur zögernd machte ich mich auf den Weg zum Tisch. Dabei zog ich meine Jeansjacke enger um mich und verschränkte die Arme vor dem Bauch. Ich hatte ein mulmiges Gefühl.

„Da bist du ja. Wir wollen eine Runde spielen und du spielst mit.“ Ich hatte keine Lust aber nickte. Ich hätte es ihr sowieso nicht ausreden können.

„Super. Also das sind Julian und Vincent. Wie machen wir es?“ Keiner von den Jungs sagte etwas, es war klar, dass sie nicht mit mir im Team sein wollten.

„Wie wäre es, wenn du mit Marie spielst? Dann spiele ich mit Vincent.“

Wortlos nahmen wir unsere Positionen am Tisch ein und das Spiel nahm seinen Lauf. Vincent war ganz im Bann von Jana aber Julian und ich waren besser. Als wir gewonnen hatten, gab er mir sogar ein High five.

„Das war echt ein gutes Spiel“, traute ich mich zu sagen und lächelte ihn sogar an.

Er sah in seinen roten Plastikbecher und kratzte mit dem Fingernagel daran.

„Das war wirklich cool.“ Er lächelte mich an und mein Herz machte einen kleinen Hüpfer.

Doch dann zerstörte er alles.

„Du bist echt hübsch also, obwohl du dick bist.“