Dublin, Whisky und Ehering

Maria Merimi

von Maria Merimi

Story
Dublin

Ihr erinnert euch, dass ich mich auf einer Visionssuche in Estland befand? Der Wunsch, eine Zeitlang in einem schamanischen Centrum in Brasilien zu leben, hatte sich erfüllt. Zwei Monate konnte ich dort leben und arbeiten. Weihnachten kam Bert mich besuchen. Silvester verbrachten wir in Köln und ich konnte feststellen, wie glücklich ich war. Während unserer Abwesenheit hatte es sich ergeben, dass wir in unserer unmittelbaren Nachbarschaft einen großen Garten pachten konnten. Es war so, als wollten alle Türen in meiner Heimat aufgehen, um mir ein glückliches Leben zu ermöglichen. Wie jedes Jahr hatte ich ab Januar einige Zeit auf Lanzarote zugebracht. Bei unseren Telefonaten spürte ich, dass es Bert nicht gut damit ging, wenn wir länger getrennt waren. Auch ich konnte feststellen, wie harmonisch unser Miteinander auf unserer Brasilien Reise war. Ich vermisste unsere Zweisamkeit und freute mich sehr, als ich von Lanzarote zurückkam. So kam es, dass Bert mir im Frühling einen Heiratsantrag machte. Hatte ich noch vor einigen Monaten die Idee nach Brasilien auszuwandern, um dort meine Bestimmung zu finden, tat sich mir nun ein ganz anderer Lebensplan auf. All das fühlte sich genau richtig und verdammt gut an. So geschah es, dass wir uns im alten, historischen Rathaus in Köln das Ja—Wort gaben. An diesem Tag streikten die Kitas und zum Protest belagerten viele Erzieherinnen mit den Kindern das Rathaus. Auch alle Besucher hatten ihre Kinder mitgebracht. Es war ein recht bunter Haufen, der sich hier versammelt hatte. All das erfreute mein Herz, weil es so ganz anders war als alles, was ich bisher erlebt hatte.

Für den engsten Kreis hatten wir in unserem Lieblingscafé in Ehrenfeld zum Brunch eingeladen. Unsere Gäste wussten, dass wir ab 17.00 Uhr auf dem Weg zum Flughafen sein würden. Denn genau wie zu Beginn unseres Kennenlernens Bert Wert darauf legte, mir Wünsche zu erfüllen, so stand auch das jetzt im Vordergrund. Ich wollte keine große Feier! Als Reiseziel hatten wir uns beide Dublin ausgesucht.

Wir verbringen unsere Hochzeitsnacht in einem Hotel in dem lebendigen Viertel Temple Bar. An Schlaf ist nicht zu denken, wollten wir auch gar nicht. Es ist ein Hotel mit Livemusik und gutem Whisky. Am Morgen gibt es Earl Grey und Nescafe im Bett und wir können ausschlafen und relaxen. Gegen 12 Uhr machen wir uns auf den Weg durch dieses besondere Viertel. An jeder Ecke wird Musik gemacht. Wir laufen über die Ha’penny Bridge die Temple Bar und die Henry Street auf der Nordseite des Liffey verbindet. Wir finden einen Juwelier, der keltischen Silberschmuck anbietet. Schnell finden wir Ringe nach unserem Geschmack und die Gravur wird sofort angefertigt. Klar war, dass wir die Ringe nicht einfach anziehen wollten.  Ich hatte die Idee eine Kirche zu finden. So bin ich überrascht, als wir aus dem Laden kommen und sozusagen in eine Kirche schräg gegenüber reinstolpern. Ich finde eine Bank in der ersten Reihe beim Heiligen Joseph, dort zünde ich eine Kerze an. Wir sitzen eine Zeitlang still nebeneinander bevor wir die Ringe tauschen. Beim Verlassen der St Teresa’s Carmelite Church strahlen wir uns glücklich an. Die Tage in Dublin werden uns unvergesslich bleiben.

© Maria Merimi 2025-03-31

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Biografien
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Emotional, Hoffnungsvoll, Inspirierend
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