Düfte die man nie vergisst

Gisela Diehl

von Gisela Diehl

Story

Es gibt im Leben eines jeden Menschen einen besonderen Duft der, bestimmte Erlebnisse, nicht vergessen lassen, oder Jahre später wieder in Erinnerung gerufen wird.

Ich bin in einer Zeit groß geworden, in der es wenige bis gar keine Toiletten und Badezimmer in den Häusern gab. Wenn, man auf die Toilette musste führte der Weg oft über den gesamten Hof, an einer Mistkaut vorbei, zu den Hühner- und Schweineställen. Direkt daneben standen dann die aus Holz gebauten Toilettenhäuschen, in der man, an einen Nagel hängend, in gleich große Stücke geschnittenes Zeitungspapier vorfand. Toilettenpapier hatten damals nur wenige Menschen. Es war mir schon als Kind, wegen des Geruchs und der Mücken, unangenehm da Hingehen zu müssen. Abends, wenn es schon dunkel war, sind wir Kinder immer zu zweit, zur Toilette. Unsere Fantasie war oft größer als unser Mut. Im Winter kam dann noch die dringliche Bitte, schnell zu machen, weil es kalt war und man gefroren hat.

Mit dem Baden war es damals auch so eine Sache. Einmal in der Woche, immer Samstags, war Badetag der, bei uns schon Nachmittags begann. Da wurde auf einem Herd, im Einkochapparat, literweise Wasser heiß gemacht. In der Zwischenzeit wurde eine Zinkwanne auf zwei Stühle gestellt und mit einem Badezusatz aus Fichtennadeln ein stark duftendes, grünes Badewasser hergestellt. In diesem Badewasser haben dann mehrere Familienmitglieder gebadet. Je nachdem wie groß die Familie war wiederholte sich das ganze Prozedere. Da unsere Familie sehr groß war, dauerte es den ganzen Nachmittag, bis alle gebadet hatten.

Nach dem Baden kam das schönste für uns Kinder, …wir durften in unseren Schlafanzügen aufs Sofa und Fernsehen gucken. Baden macht müde und an diesen Tagen waren wir alle besonders friedlich. Das ganze Haus roch noch am nächsten Tag nach Fichtennadel und Eukalyptus. Damals gab es noch keine Kanalisation in den Dörfern und das Abwasser wurde, in das sogenannten Floss, das obererdig vor den Häusern entlang führte, abgeleitet. Deshalb wusste ein jeder wo gerade gebadet wird und wo nicht. In der restlichen Woche wusch man sich an einer Waschschüssel, die am Tisch oder im Spülbecken stand.

Erst in den späteren sechziger Jahren wurden in alten Häuser, nachträglich, Badezimmer und Toiletten eingebaut. Und Anfang der siebziger Jahren als Standard gleich mit eingebaut.

Aber gebadet wurde auch dann nur, … Samstags!!!

© Gisela Diehl 2021-03-06

Hashtags