von Otto Köhlmeier
Es war ein kalter Wintertag. Eisig, aber schön. Der Himmel war blau und der Schnee glitzerte in der Sonne. Beinah geblendet war man, so strahlte alles um die Wette. Im Bau der Familie Fuchs herrschte reges Leben. Vor allem die Fuchs-Kinder waren aufgeregt und aufgedreht. Schließlich war der 24. Dezember, Heiliger Abend.
Der Vater hatte draußen noch Holz gemacht und heizte jetzt im Bau den Ofen ordentlich ein. Die Mutter bereitete das Festessen vor. Wildschweinbraten mit Knödel und Soße war in Vorbereitung. Dass der Wildschweinbraten ein verendetes Kaninchen war, das Papa Fuchs im Eis gefunden hatte, mussten die Kinder ja nicht unbedingt wissen. „Wildschweinbraten ist ihr Lieblingsessen. Also gibt es heute Wildschweinbraten“, stellte Mutter Fuchs klar.
Während Vater den Ofen einheizte und die Mutter das Essen vorbereitete, schmückten die Fuchs-Kinder die Wohnung. Da wurde ein Kerzlein entzündet, dort wurde etwas Lametta aufgehängt. Alles war beschäftigt und jeder versuchte das Seine zu diesem festlichen Abend beizutragen. Nur das jüngste der Fuchs-Kinder, der kleine Dummi-Fuxxi, war nicht mit dabei, bei dieser Vorbereitung auf diese wunderbare Feier. Im Gegenteil: Als wollte er die festliche Stimmung absichtlich stören, so laut dröhnte es aus dem Kinderzimmer. Auf dem Boden sitzend schlug er mit Kochlöffel und Suppenkelle auf einen großen Topf ein, versuchte sich als Schlagwerker und verursachte so einen Höllenlärm, der schwer nur auszuhalten war. Löffel, Kelle und Topf hat er von Mutter erhalten, weil die froh war, ihn loszuwerden, nachdem er sich in die Essenszubereitung einmischen und unbedingt den Wildschweinbraten nach Dummi-Fuxxi-Art zubereiten wollte. „Nimm und koch im Kinderzimmer dein Zaubergericht!“, sagte sie. Hätte sie geahnt, wo das endet, hätte sie wahrscheinlich anders gehandelt.
Der Radau wurde unerträglich. „Jetzt reicht’s!“, meinte Vater Fuchs, ging in das Kinderzimmer und kam gleich darauf mit Topf und Löffel und Kelle in der einen und dem Dummi-Fuxxi in der anderen Hand wieder heraus. „So. Und jetzt gehst du in den Wald und suchst eine kleine Tanne. Denn was jetzt noch fehlt, das ist ein hübscher Weihnachtsbaum.” Zuerst war Dummi-Fuxxi ein wenig sauer, weil niemand seine Musikalität zu schätzen wusste. Aber dann sagte er sich, dass die Suche eines Weihnachtsbaumes eine höchst verantwortungsvolle Aufgabe, zu der niemand sonst in der Lage sei, nur er, mit seiner Klugheit, seinem Wissen, seiner Intelligenz. Also machte er sich voller Stolz auf den Weg. Aber da waren hunderte, ja tausende Bäume im Wald. Kleine und große, dicke und dünne. Einer schöner als der andere. Dummi-Fuxxi konnte sich nicht entscheiden. Deshalb schloss er die Augen und begann zu zählen. Ene, mene, muh … und kam schließlich mit jenem verdorrten Strauch nach Hause, der auf seinen Auszählreim übrig blieb. Natürlich lachte einmal mehr alles hellauf über diesen wunderbaren Weihnachtsbaum von Dummi-Fuxxi.
© Otto Köhlmeier 2021-03-28