Dummi-Fuxxi in Kindergarten und Schule

Otto Köhlmeier

von Otto Köhlmeier

Story

Auch im Kindergarten zählte der kleine Rene Fuchs nicht gerade zu den Allerschlausten. Wenn Frau Müller, die Kindergartenpädagogin fragte, wie viel zwei und zwei sei, dann hob der kleine Fuchs seine beiden Vorderpfoten, zählte seine Krallen und meinte „zehn!“. Und kam sich mächtig stolz dabei vor. Und wenn die Tante Genoveva, so nannten sie die Kindergartenpädagogin, fragte, wie viele Kilogramm er wiege, hob er den Kopf, dachte lange nach und meinte dann „drei Jahre!“. Selbst die Kindergartenkinder, die kleiner noch waren als der kleine Rene, lachten laut auf und riefen „Dummi-Fuxxi! Dummi-Fuxxi!“ Aber unserem Dummi-Fuxxi machten diese Sprüche, diese Lacher, dieses Brüllen über seine Dummheit nichts aus. Im Gegenteil. Er meinte, dass das Komplimente seien. Wenn da die kleinen Kindergartenkinder „Dummi-Fuxxi! Dummi-Fuxxi!“ riefen, dann nahm er das als Ehrerbietung gegenüber ihm, dem Allerklügsten weit und breit. Er verbeugte sich, sagte „Danke!“ und warf Kusshändchen ins Publikum. Worauf die Kinder nur noch mehr lachten und lauter noch „Dummi-Fuxxi!“ riefen.

Später, in der Schule, fiel Rene Fuchs, dieser Dummi-Fuxxi, in allen Fächern durch. Deutsch: fünf. Rechnen: fünf. Sachunterricht: fünf. Weil Dummi-Fuxxi aber der Meinung war, dass fünf eine Superzahl sei und er am 5. 5. um 5 Uhr 55 zur Welt kam, nahm er die vielen Fünfer in seinem Zeugnis jedes Mal als großen Erfolg, schwenkte das Blatt durch die Lüfte und zeigte jedem stolz dieses Dokument seines großartigen Wissens.

Wenn die Lehrer zu Dummi-Fuxxi etwas sagten, dann besserte er sie aus und machte ihnen klar, wie falsch sie mit ihrer Meinung lagen. Und manchmal beschimpfte er sie sogar. Dass sie richtig blöd seien, sagte er, weil sie nicht wissen, dass Feldmäuse hochgiftig seien. Er wisse das genau, weil ihm die Feldmäuse dies selbst gesagt hätten.

Vergeblich bemühten sich die Lehrer, den kleinen Rene Fuchs zu einem halbwegs vernünftigen Ding, zu einem denkenden Wesen zu erziehen. Aber was schon den Eltern und den Damen im Kindergarten nicht gelang, gelang auch nicht den Lehrern. Rene wusste alles besser. Rene schwätzte dauernd dazwischen. Rene machte keine Hausübungen. Rene blieb einfach dumm. Saudumm sogar. Und wurde immer noch dümmer. Er war das Allerdümmste weit und breit.

Er selbst aber, er hielt sich für den Besten und Schönsten und Klügsten auf der ganzen Welt. „Lobet und verehret mich, denn keiner ist so schlau wie ich“, rief er laut vom Hügel runter und hob die Nase nach links und nach rechts weit in die Lüfte. Und Zuhause stellte er sich vor seine sechs Geschwister und sagte, dass sie sich hinsetzen sollen, weil er ihnen jetzt die Geschichte der Welt erklären werde. Natürlich setzte sich niemand von den Sechsen nieder. Im Gegenteil. Er soll doch sein Maul halten und mit seinem blöden Geschwätz aufhören, meinten die Schwestern. Und von den Brüdern gab es wieder mal eine auf die Birne. Aber Dummi-Fuxxi ließ sich nicht beirren. Von nichts und niemandem.

© Otto Köhlmeier 2021-03-28

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