von Otto Köhlmeier
Den ganzen Tag schon waren sie unterwegs, Dummi-Fuxxi und sein Freund Fetti, der Jungdachs. Alle Geschöpfe des Waldes sollten erfahren, wie Rene Fuchs, dieser furchtlose Kämpfer, kluge Stratege und hochintelligente Denker und Planer, wie dieser Rene Fuchs in der wildesten und blutigsten Nacht des Jahres einen ausgewachsenen Wolf mit seinen bloßen Händen niedergerungen und in Fesseln gelegt habe. Alle Tiere, groß wie klein, die kreuchenden und fleuchenden und hoppelnden und springenden, alles Pflanzliche, von Gras und Moos bis Strauch und Baum, alles sollte Kunde erhalten von dieser großartigen Tat des großartigen Fuchs-Sohnes.
Sie zogen also los, die beiden Freunde. Aber der Marsch der beiden wurde bald schon zu einer einzigen Qual. Der ziemlich übergewichtige Fetti, von der Natur zusätzlich mit ausgeprägten Plattfüßen bestraft, musste alle paar Meter eine kleine Pause machen, durchschnaufen, kräftig Luft holen und sich mit dem fleckigen Tuch, das er stets mit sich schleppte, über seinen breiten Schädel wischen, von dem der Schweiß in Strömen runterrann. Weder die motivierenden Worte von Dummi-Fuxxi („du schaffst das“) noch seine Drohungen („los, weiter, sonst lass ich dich hier allein zurück und der Geier wird kommen und dir die Augen auspicken“) halfen. Einmal griff Dummi-Füchse nach den Vorderpfoten von Fetti und zog ihn ein Stück des Weges. Dann wieder stellte er sich hinter Fetti und schob ihn einige Meter. Zumindest versuchte er es. Was ihm, dem Wolfstöter, aber nicht gelang. Nicht ein Zentimeter an Boden war zu gewinnen. Zu gewichtig war sein Freund.
Der alte Rehbock staunte nicht schlecht, als Dummi-Fuxxi und Fetti-Dachs vom Kampf in der heutigen Nacht zwischen Fuchs und Wolf berichteten. Zumindest hatte er das Fressen eingestellt, den Kopf gehoben und die beiden mit offenem Munde angestarrt. Dummi und Fetti konnten nicht wissen, dass der Alte taub und halb blind war und in höchstem Maße alzheimergefährdet. Beim morschen Baumstamm, wo hunderte bunte Nagekäfer mit Eifer am Werken waren, sprachen Dummi und Fetti gerade mal zwei Minuten und schon hatten die Nager genug gehört. Einer um den anderen hielt sich die Ohren zu und rannte von dannen. Und die beiden Turteltauben, die im Haselnussstrauch eng miteinander beschäftigt waren, beschimpften Dummi und Fetti gar, als diese zu erzählen begannen, riefen, dass sie sich schleichen und ihre blöden Sprüche wem anderen mitteilen sollen und warfen dann, als Dummi und Fetti einfach weiter vom glorreichen Sieg über das blutige Ungeheuer berichteten, mit Haselnüssen nach den beiden.
Es wurde spät. Schon finster war es, als Dummi-Fuxxi und Fetti, der Dachs, von ihrer Tour de Walde heimkehrten. Fetti war dachshundemüde. Seine Plattfüße waren platter noch als platt. Er war froh, endlich Zuhause zu sein, holte einen riesigen Sack voller Popcorn und setzte sich vor den Fernseher. Und auch Dummi-Fuxxi war froh. Nun wusste die Welt endlich Bescheid.
© Otto Köhlmeier 2021-03-28