von Micaela Hemesath
Ein Weltmeister hat mit mir zusammen Schlittschuhlaufen gelernt. Sein Vater hat uns im <Prinze< (PrinzregentenStadion) in München gelehrt, getrietzt und beschimpft. Manfred (Schnelldorfer) hat es ausgehalten und einen Titel bekommen, ich bin abgesprungen und war nur mehr die kleine Eisprinzessin. Also mit anderen Worten, mich auf ganz dünnem Eis zu bewegen, habe ich schon in meiner Jugend trainiert!
Diese Einleitung liegt mir am Herzen, bevor ich es “wage”, diese große Persönlichkeit in meiner Story vorkommen zu lassen. Von hinten aufgezogen: Er hat Großartiges geleistet, er war ausdauernd, er hatte großes Pech bei seinem Unfall und immer wieder Nierentransplantationen. Er hat unter anderem den Beruf erlernt, mit dem ich damals am meisten Umgang hatte und der mir sehr vertraut war. Er hat die Geräte abheben lassen, in denen ich die Welt bereist habe und die ich immer sehr geliebt habe. Kennengelernt habe ich ihn in jungen Jahren, er war ausserdem 5 Jahre jünger. Erstmalige Empathie für ihn habe ich empfunden, als in Thailand so ein großes Unglück passierte, wo er keine Schuld daran hatte! Ich glaube, jeder weiß, wen ich meine?!
Von Weitem sah ich ihn auf das Flugzeug zukommen. Er trug etwas Großes, Glänzendes in den Armen. Als er den Eingangsraum unsere Boeing 707 betrat, konnte ich es sehen, es war ein riesiger, hässlicher Pokal. Er hatte ihn gerade bei einem Rennen gewonnen. Ohne Umstände zu machen, drückte er mir seinen Topf in die Arme und sagte trocken:“Sie können den sicher irgendwo verstauen?“Häh? Kein Bitte, kein Garnichts? Na warte, du unhöfliches Kerlchen, dachte ich bei mir. Mag sein, dass du der weltberühmte, tolle Rennfahrer bist, aber die Höflichkeit hast du wohl darüber vergessen? Ich ging verzweifelt den Flieger nach einem geeigneten Unterschlupf absuchen, aber dieses steife Monster passte einfach nirgends in meine Geheimverstecke. So: Blitzidee! Ich nahm eine Decke, wickelte das Riesenbaby darin ein, ging zu seinem Sitzplatz und platzierte es auf dem Nebensitz. Fein angeschnallt und zugedeckt, wandte ich mich süffisant an meinen arroganten First Class Passagier: “Ich glaube, am besten ist ihr Pokal neben ihnen auf dem Sitzplatz aufgehoben!”
Ein mürrischer junger Mann mit wilden Locken starrte mich entgeistert an und fand keine Worte. Wie man sich vorstellen kann, wurden wir während eines langen Fluges auch keine Freunde! Grußlos stieg er mitsamt Trophäe vor sich hertragend aus. “Auf Wiedersehen Herr Lauda!“ (Bloß nicht so bald!)
Der zweite Todestag nähert sich. Er hatte noch einen schweren Kampf nach Transplantation einer Lunge, die bei seinem Feuerunfall mitgelitten hatte. Ganz eindeutig ein großer Kämpfer und ein Idol seiner Zeit. Doch im Zusammentreffen mit seinen Mitmenschen sicher nicht einfach im Umgang!
R.I.P. Niki Nazionale!
Foto: David Svihovec, unsplash
© Micaela Hemesath 2021-04-25