Durch die Wand II

„Meine Mutter ist wieder schwanger.“

„Bitte was?“

„Ja.“

„Sie ist doch nicht mal verheiratet.“

„Das ist dem Samen herzlich egal, wenn er sich in die Gebärmutter setzt.“

„Pfui“

„Ich hab keinen Bock auf ein Baby.“

„Wann kommt es denn?“

„Im Herbst irgendwann. Jetzt ist es gerade mal so groß wie ein Hühnerei.“

„Lustig, meine Mutter macht gerade eine Eierdiät.“

„Was soll daran bitte lustig sein?“

„Keine Ahnung, ich dachte nur …“

„Wir haben gar keinen Platz für ein Baby. Und Geld erst recht nicht. Ich weiß nicht, was sie sich dabei gedacht hat und ob sie überhaupt mal nachdenkt.“

„Ich würd’s sofort nehmen.“

„Vielleicht weil du keine Ahnung hast, wie das ist. Wenn ich 16 bin, hau ich ab.“

„Und was mach ich dann ohne dich?“

„Du kannst ja mitkommen.“

„Dann bringen meine Eltern mich um.“

„Wird schwierig, wenn du gar nicht da bist, oder?“

„Stimmt. Und bis dahin sind es noch drei Jahre, wenn ich Pech hab, bringen sie mich vorher schon um.“

„Wie weit bist du mit dem Starschnitt?“

„Fast fertig, mir fehlen nur noch die Teile von Benny. Das sind glaub ich noch vier.“

„Das große ABBA-Poster erlauben dir deine Eltern aber ganz sicher?“

„Ja, sie haben es versprochen. Dafür, dass ich die 2 in Mathe gekriegt habe.“

„Toll, dann kannst du es in einem Monat aufhängen und wir können das Loch endlich so richtig groß machen.“

„Ja, so groß, dass wir durch passen. Dann können wir uns auch abends besuchen, wenn eigentlich Schlafenszeit angesagt ist.“

„Wenn hier bald ein Baby wohnt, gibt’s so was wie Schlafenszeit sowieso nicht mehr.“

„Stimmt und wenn wir abhauen brauchen wir das Loch auch nicht.“

„Wir machen’s aber trotzdem, oder?

„Klar. Ich mag das Loch.“

„Ich auch.“