von Anatolie
Wir waren Freundinnen seit wir sechzehn waren, Paula und ich. Heute blĂ€ttere ich durch alte Fotoalben und erinnere mich zurĂŒck an damals, als uns ein groĂes Abenteuer bevorstand. Denn zum ersten Mal flogen wir so richtig weit weg! FĂŒr fĂŒnf Wochen wĂŒrden wir in eine Welt eintauchen, die wir bis dato nur aus Hochglanzmagazinen kannten.
In Wien-Schwechat ging es los, dann Zwischenlandung in Paris, wo bereits ein doppelstöckiger Airbus auf uns wartete. Unsere Reise ging um den halben Erdball bis zu den âVorhöfen Australiensâ. Bali, Indonesien, ja, wir kommen! Beim Abhub von der Rollbahn war die tonnenschwere Last des Riesenfliegers bis in die Magengrube spĂŒrbar. Siebzehn lange Stunden vergingen im wahrsten Sinne wie im Flug, unter uns die winzig kleinen Lichter einer asiatischen Stadt, monsunbedingte Unwetter ĂŒber Indien sorgten fĂŒr heftige Turbulenzen. Paulas zitternde Hand suchte immer wieder schmerzhaft quetschend meinen Arm. Als wir nach kurzem Singapur-Zwischenstopp auf Bali landeten, war es dort Mittag. Ein Potpourri aus schwĂŒler Luft und fremden GerĂŒchen empfing uns. WĂ€hrend wir am StraĂenrand auf ein Taxi warteten, steckten uns zwei dunkelhĂ€utige MĂ€dchen sĂŒĂlich riechende weiĂe BlĂŒten ins Haar. Wie entzĂŒckend, so war unser erster Gedanke. Doch dann begriffen wir, dass sie sich auch ein kleines Geld von uns erhofften.
Paula hatte von Bekannten einen Tipp bekommen und so war unsere Unterkunft fĂŒr die nĂ€chsten Tage schon gebucht. Unser Taxi hielt vor einer traumhaft schönen Anlage mit groĂem Swimmingpool. Alle FerienhĂ€user waren aus Bambusrohr, das Bad jedoch war nicht ĂŒberdacht und nachts gab es den Blick in einen fantastischen Sternenhimmel frei. So konnte man sich wĂ€hrend des Duschens mit etwas GlĂŒck auch etwas wĂŒnschen! Erschöpft nach dieser langen Reise fielen wir erstmal in eine Art DĂ€mmerschlaf. Der Deckenventilator surrte, die tropische Nachmittagshitze wurde von ungewohnten, exotisch anmutenden GerĂ€uschen untermalt, die nahezu ungedĂ€mpft durch die BambuswĂ€nde in unser Zimmer drangen.
Als wir gegen siebzehn Uhr einigermaĂen erholt einen ersten Erkundungsspaziergang unternahmen, neigte sich die Sonne bereits dem Horizont entgegen. Aber nur eine Stunde spĂ€ter war es schon stockfinstere Nacht! So als hĂ€tte der Himmel plötzlich alles Licht verschluckt. Wir wussten damals noch nicht, dass die Sonne in ĂquatornĂ€he nahezu senkrecht am Horizont untertaucht. Darum geht auch alles so schnell. Wer romantische SonnenuntergĂ€nge vor Ort erleben will, muss sich beeilen. Denn der Zauber eines Sunsets hĂ€lt nicht allzu lange an. Zur abendlichen Stunde wurden auch die Opfergaben fĂŒr die Götter vor die TĂŒr gestellt. Meist war es ein geflochtenes Körbchen, in dem sich ein mit BananenblĂ€ttern umwickeltes PĂ€ckchen Reis befand, welches sorgfĂ€ltig und liebevoll mit Obst, BlĂŒten und RĂ€ucherstĂ€bchen bestĂŒckt war. Ihr schwerer Duft zog sich wie ein odeurgeschwĂ€ngertes Band durch alle StraĂen und Gassen Kutas. Und auch unser FrĂŒhstĂŒck am nĂ€chsten Morgen war ein Traum: am ĂŒppigen Buffet gab es alles, was das Urlauberherz begehrt: Mangos und exotische SĂ€fte neben kontinentalem Breakfast. Wir lieĂen es uns so richtig gutgehen.
© Anatolie 2025-02-22