Echt tierisch gut.

Franz Brunner

von Franz Brunner

Story

KĂŒhe können nicht fliegen, die Natur hat diese Art der Fortbewegung fĂŒr sie nicht vorgesehen und daher können sie es nicht. Sie mögen mit ihrem Schwanz noch so aufgeregt herumschlagen oder damit höchstfrequent rotieren, der Aufstieg in die LĂŒfte bleibt ihnen verwehrt, die Physik spielt da nicht mit.

Es ist mĂŒĂŸig, jetzt ĂŒber den Begriff des Fliegens zu diskutieren, es gibt da schon so was wie eine Definition. Demnach bedeutet Fliegen, sich aus eigener Kraft, also mit FlĂŒgeln, durch die Luft zu bewegen oder sich durch Auftrieb oder mechanischen Antrieb durch die Luft, den freien Raum zu bewegen. Demnach fliegt die Kuh nicht. Eine Kuh aus 10.000 m ĂŒber Mutter Erde aus dem Flugzeug zu werfen, hat nichts mit Fliegen zu tun, ist ĂŒberdies verboten und TierquĂ€lerei. Aus grĂ¶ĂŸer Höhe abrupt in die Freiheit entlassen zu werden, hat ĂŒbrigens fĂŒr kein SĂ€ugetier etwas mit Fliegen zu tun, sondern den Gesetzen der Schwerkraft folgend nur mit Fallen und anschließend jĂ€mmerlich zu Tode plumpsen.

Jetzt zu uns, per peinlicher Eigendefinition die Krone der Schöpfung. Was ist an uns so Besonderes? Wir haben es im Gegensatz zur Kuh zwar geschafft, uns mit Hilfsmitteln in die LĂŒfte zu heben und sogar zum Mond zu fliegen, trotzdem, so richtig zufrieden sind wir mit uns immer noch nicht. Wie sonst kĂ€men unsere eigenartigen WĂŒnsche zustande, es den Tieren gleichmachen zu können.

Listig wie ein Fuchs wollen wir sein, geschmeidig wie eine Katze und stark wie ein Stier. Das lĂ€sst sich zwar mit dem Wunsch, schlank wie eine Gazelle zu sein, nicht vereinbaren, aber wenn wir singen könnten wie eine Nachtigall, dann wĂ€re zumindest das Problem mit dem Fliegen gelöst. Ein GedĂ€chtnis wie ein Elefant zu haben, wĂŒrde uns bei Quizsendungen weiterhelfen und wenn wir flink wie ein Wiesel wĂ€ren, wĂ€re so mancher FußgĂ€nger im Straßenverkehr glimpflicher davongekommen. Selbst wenn kĂŒnftig nur mehr stumme Elektromobile herumkurven, die Ohren eines Luchses wĂŒrden uns vor bösen Überraschungen bewahren. Welcher Mann hört es nicht gerne, wenn ihm die Wildheit eines Löwen attestiert wird und welche Frau reagiert abweisend, wenn ihr das PrĂ€dikat „flotte Biene“ zugestanden wird.

NatĂŒrlich gibt’s auch tierische Eigenschaften, die wir uns nicht gerne andichten lassen. Wer will schon stinken wie ein Iltis, dumm wie ein Huhn oder falsch wie eine Schlange sein. Auch „aalglatt“ oder „arm wie eine Kirchenmaus“ sind keine erstrebenswerten Kategorien. Selbst wenn es nur um Äußerlichkeiten geht, sind wir empfindlich. Schrecklich wie eine HyĂ€ne, fett wie ein HĂ€ngebauchschwein oder hĂ€sslich wie ein Nacktmull, ist das wirklich was WĂŒnschenswertes? Allerdings niedlich wie ein Eichhörnchen oder ein Goldhamster zu sein, das kann in manch hilfsbedĂŒrftiger Situation durchaus weiterhelfen.

Es ist gar nicht so lange her, da wurden unsere tierischen Vorbilder rechtlich als Sache eingestuft, die Mehrheit der Aufrechtgeher scheint noch immer diesen traurigen Wissensstand zu haben.

© Franz Brunner 2022-02-17

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