Ein Annäherungsversuch

Kristina Fenninger

von Kristina Fenninger

Story

Begegnungen sind schön. Dabei ist es mir immer sehr wichtig, dass man sich auf Augenhöhe begegnet. Bei dir aber mache ich eine Ausnahme. Du willst, dass man zu dir aufsieht. Und das, mein Lieber, das tue ich auch. Egal, ob ich dir ganz nah bin, oder doch ein wenig fern, ich sehe dich an, sehe zu dir auf. Manchmal kann ich mich gar nicht satt sehen an dir. Du bist so schön. Dabei kommt es mir doch in Wirklichkeit auf ganz andere Werte als auf das Aussehen an. Dein Aussehen aber zieht sogar mich völlig in den Bann.

Breit stehst du da. Du verteidigst deinen Platz und strahlst so eine Stärke und Sicherheit aus, dabei bist du sehr gefährlich. Ich weiß, dir kann so leicht keiner etwas anhaben.

So gerne würde ich dich berühren und deine Silhouette mit meinen Händen nachziehen. Doch ich weiß, das wird mir nie im Leben möglich sein.

Der Ruf meines Herzens nach dir ist sehr laut. Und ich, ich bin ein Mensch, der versucht immer auf sein Herz zu hören. Lieber gebe ich mich verletzt geschlagen, als etwas, das mir wichtig und richtig scheint, gar nicht versucht zu haben. Und deshalb stelle ich mir die Frage: “Warum nach so vielen Jahren der Schwärmerei nicht doch endlich einen Annäherungsversuch zu starten? Was habe ich schon zu verlieren?“ Schlimmstenfalls lässt du mich eiskalt abblitzen. Ich wäre traurig und enttäuscht, doch würde ich daran nicht zerbrechen. Mein Lebensglück hängt nicht nur davon ab, ob du mich heran lässt an dich oder nicht. Vielleicht ist es gerade deine scheinbare Unerreichbarkeit, welche mich so sehr reizt. Wahrscheinlich!

Gestern dann, ich habe wenig geschlafen, wird mir bewusst, dass es meine vorerst letzte Möglichkeit ist, zu dir über die Grenze zu kommen. Ab heute haben wir ja wieder Lockdown. So springe ich getrieben von einem starken inneren Willen auf, ziehe mich an, frühstücke schnell und schon bin ich ohne noch allzu lange zu überlegen auf dem Weg zu dir.

Schritt für Schritt komme ich dir näher. Anfangs ganz langsam und behutsam. Dann aber werde ich wach. Jetzt komme ich so richtig in Fahrt. Immer schneller werde ich. Du bist mir mehr Freund als Feind, das stelle ich schnell fest. So schaffe ich es sogar bis zu deinem Haus. Das ist mein Ziel gewesen. Zumindest für den Anfang. Ich bin glücklich. Dann aber mache ich eine Kehrtwende. Es ist mir zu gefährlich, jetzt noch einen Schritt weiterzugehen. Für den Anfang muss man es ja wirklich nicht übertreiben. Auch eine langsame Annäherung kann so ihre Reize haben, vielleicht sogar noch mehr als eine ganz schnelle. Man muss es ja nicht immer gleich auf die Spitze treiben. Bestimmt bist du im nächsten Frühjahr auch noch da und vielleicht gehe ich dann einen Schritt weiter in Richtung Ziel und vielleicht, wer weiß das schon, vielleicht werde ich eines Tages auf deinem Gipfel stehen. Mein lieber Watzmann. Fürs Erste aber bin ich zufrieden, sehr zufrieden. Danke.

© Kristina Fenninger 2021-11-22

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