Er wurde mit einer Rolle berühmt, die ihm in der ersten Drehbuch-Fassung gar nicht zusagte. Zu derb und zu heftig in seinen Ausdrücken wollte der Schauspieler diese Figur auf keinen Fall spielen. Nach einer Überarbeitung erhielt er die abgeschwächte Form des Drehbuchs und konnte sich damit identifizieren. Die Filmrolle war ein Wiener, ein aus dem Leben gegriffener „Hackler“, der als Familienoberhaupt seine typischen Eigenheiten zeigt. Seine spontanen Wutausbrüche verebben schnell, wenn seine Frau ihn ermahnt sich zusammenzureißen. Er lässt sich überzeugen und findet sich resignierend wieder als biederer und vorbildlicher Familienvater. Dennoch lassen ihn seine Schwächen nicht los. Um sich zu beruhigen, treibt es ihn regelmäßig zum Kühlschrank, zu seinem geliebten Bier. Sein Motto „Mein Bier is` nit deppert“ hat Kultstatus erreicht und ist fünfzig Jahre nach der Fernseh-Serie nicht nur den älteren Österreichern in Erinnerung geblieben.
Weniger bekannt ist heute, dass einige Szenen den Unmut der Bevölkerung schürten. Erboste Anrufe beim ORF ließen die Telefone heiß laufen und die Leitungen zusammenbrechen. Gerade diese Tatsache war für uns Jugendliche ein großer Ansporn, sich diese Fernseh-Serie „reinzuziehen“ – ein sogenannter Pflichttermin. Mit Freunden verbrachten wir Abende vor dem Fernsehgerät, um die Filme förmlich aufzusaugen. Typisch österreichische Floskeln wie „…kriegt er so a Watschn, dass eam 14 Tog sei Schädl woggit“ oder „Bist du so deppert oder stellst dich nur so?“ trugen damals zur kollektiven Erheiterung bei, die bis heute unvergesslich geblieben sind.
Besonders eindrucksvoll war für mich, als ich später den Schauspieler persönlich kennenlernen durfte. Bei einem Besuch im Haus seiner Töchter, deren eine als Töpferin wunderbare Werke und Gebrauchsgegenstände aus Ton schuf, wurde die erwünschte Bekanntschaft Realität. Viele weitere Begegnungen folgten und ich erlebte ihn als äußerst feinen und freundlichen Mann – ganz das Gegenteil der im Film verkörperten Figur. Der im Salzburger Land beheimatete Schauspieler ist eine Koryphäe auf seinem Gebiet und hat in vielen weiteren Rollen große Erfolge erzielt – darunter im „Mann von La Mancha“ – und ist auch als gelernter Tischler ein Vorbild.
Eine Geste der Freundschaft war die Einladung auf ein Gläschen Wein in seinen Garten, als ich neben seinen Freunden und Filmschaffenden Platz nehmen durfte. Als ich bei späteren Treffen erneut ein Foto von ihm verlangte, stellte er sich wieder lächelnd zur Verfügung und meinte: „Du hast ja schon tausend Fotos von mir gemacht“. Ein anderes Mal betrat ich die Kirche, in der er eine Lesung hielt. Ich spähte Richtung Altar, konnte ihn aber nicht entdecken. Plötzlich vernahm ich ein Räuspern hinter mir. Ich blickte um und er grinste mich an. Einem seiner Freunde stellte er mich vor: „Ihn kenne ich schon 30 Jahre lang.“ Es war schön, mit solch besonderen Menschen freundschaftlich verbunden zu sein.
© Wolfgang A. Schweighofer 2022-12-29