von Maria Merimi
Wir haben uns eine Auszeit genommen, sind einfach losgefahren mit dem Bus. Möchten ein Wochenende am Meer verbringen. Wir sind vier Frauen aus dem Schamanischen Centrum von Salvador. Arembepe ist unser Ziel und der Ort hat etwas Magisches für mich. Ich weiß, dass er zu Zeiten von Woodstock von den Rolling Stones entdeckt wurde. Das kleine ehemalige Fischerdorf im Bundesstaat Bahia ist heute ein touristischer Ort, der am Wochenende schon mal voll werden kann. 1970 gründeten Janis Joplin, Mick Jagger, Keith Richards, Roman Polanski gemeinsam mit 35 anderen Hippies im 4 km entfernten Aldeia Hippie das erste Hippiedorf Brasiliens. Man erreicht es über die „Estrada de Coco“, die Straße der Kokospalmen und natürlich über den weitläufigen Sandstrand.
So rühmt sich Arembepe zu Recht mit Berühmtheiten dieser Zeit und besonders mit Janis Joplin. Für uns ist das indes nebensächlich, denn wir wollen die Einsamkeit des weitläufigen Strandes und das besondere Essen der Posada genießen, die uns eine Freundin empfohlen hat. Nach unserer Ankunft laufen wir los, sind ausgelassen wie Kinder. Ich bin so dankbar und glücklich am Meer zu sein. Genieße den Sand unter den nackten Füßen und den warmen, leichten Wind auf meiner Haut. Das bunte Tuch, das ich umgeschlagen habe, flattert um mich herum und unterstreicht die Leichtigkeit, die ich empfinde. Am Strand gehen wir getrennte Wege, jede für sich. Nach einiger Zeit sehe ich einen Zaun mit der Aufschrift Centrum Projeto TAMAR, und weiß, dass dieses Projekt zum Schutz der Meeresschildkröten an den Küsten Brasiliens ins Leben gerufen wurde. Samstags werden kleine Schildkröten ins Meer gelassen.
Nach zweistündiger Strandwanderung habe ich einen Sonnenbrand. So laufe ich durch den schönen alten Ort mit seinen lebendigen Straßen und den kleinen Läden. Das Kunsthandwerk hat hier Tradition. Seit der Hippiezeit werden aus alten Autoreifen bunte Armbänder gefertigt und aus Metall Ketten, wilde Figuren oder Helme. Es macht Freude in diesen Läden zu weilen. Wir lassen den Abend bei einem guten Essen in unserer Posada ausklingen. Seit vier Wochen habe ich mich vegetarisch ernährt und keinerlei Alkohol getrunken. Aber heute genieße ich den wunderbaren Fisch, den Claudia auf dem Holzkohlenfeuer zubereitet hat. Dazu gibt es edle Gemüse und leckere Soßen. Heute trinken wir Wein zusammen. Fröhlich stoßen wir mit unseren großen Weinkelchen an, „Saúde“ auf Leben, Gesundheit und Liebe. Langsam lasse ich den eisgekühlten, chilenischen Weißwein durch die Kehle laufen. Oje, was für ein Genuss. Bei diesen Temperaturen genieße ich es besonders. Überhaupt, dieser Tag ist ein Geschenk, mit der besonderen Strandwanderung, dem leckeren Essen und dem kalten Wein. Erst jetzt merke ich, dass ich es vermisst habe auch mal Fleisch, Fisch oder Wein zu mir zu nehmen.
Was werde ich Zuhause ändern und wie möchte ich in Zukunft leben geht mir durch den Kopf?
© Maria Merimi 2021-03-22