Ein Beispiel über Vergänglichkeit

Petra Stoppacher

von Petra Stoppacher

Story

Über das Verbrechen, zu vergehen, ist mir, zu schreiben.

Laut drücken sich die Gespenster der eigenen Vergangenheit an einem vorbei und wollen einen scheinbar mitfortreißen. Wie Petroleum leuchtet es ins Herz hinein und wie ein süßer Funke entführt man sich in die dunstigen Abgründe alter Gedankengebilde. Träume, schwer, und Hinweise in versperrte Richtungen…

Keine der Richtungen ist noch unbeschwert, keine Katzensprünge mehr. Die Mächte sind distanzloser geworden, das Private ist nicht mehr recht politisch, weil es gar nicht mehr so recht sein will.

So bricht ein neuer Tag ins Land und man hält kaum noch dem monströsen unwirklichen Plan stand, der damit sich wieder auftut, ein Plan der nicht wenige, sondern wirklich alle, umschlingt und knebelt.

Das Geheimnis der spärlichen fröhlichen Zusammensein, denen man nicht absagen darf, wenn die Sonne sonst nicht recht reizt, ist die doppelt kleine Zahl, die sie beschreibt. Wenige sind es, somit hat man Zeit, sich zu regenerieren und sich individuell abzureagieren, wenn es einer Anstrengung ähnelte. Klein ist dazu noch die Zahl der Menschen, die einander auf einen Ruck sehen, oft drei, öfter noch nur zwei sind es da.

Wenn man aus diesen Treffen etwas gewinnen will, das danach erwachsen soll, ist Freundlichkeit eine Kernkompetenz, die plötzlich, irr einnehmend, im Vordergrund steht. Bei größeren Gruppen war oft nicht mehr als ein Augenblick, in dem man jemanden sieht, entscheidend, nun hat man Zeit, Sätze und Gesten auszutauschen und das gibt dem Bedeutungsschwere, wie der andere auf mich zukommt oder mich aufnimmt.

Da ist es ein tiefer Schmerz wohl oder übel, wenn man wieder auseinandertrudelt, ohne sich zwischen den Fronten genügend entgegengekommen zu sein.

Diesen Schmerz meide ich als Vergänglichkeit. Er bricht über alte Freundschaften herein wie eine Flut an Zumutungen.

Doch er ist nicht wirklich zu verleugnen, weil wir bei manchen Treffen wirklich nicht genau wissen, wie sehr man in ähnlichen Kreisen, ähnlichen Denkmustern verhaftet bleibt, und vielmehr natürlich, wie sehr das Örtliche sich trennend erweisen will.

Seltenes Wiederfinden ist ein Kind der Zeit… das ist es schon lange, doch nun ist es unvermutet in andere Schichten des Zusammenlebens eingebrochen. Es scheint sich ruhig eingebürgert zu haben, während man noch am eigenen Schicksal knabberte. Es hat die Bruchstellen vergrößert und viele neue entstehen lassen. Nicht schnell über Nacht, aber über viele Nächte, die nicht so genannt werden dürften, weil sie zu durchsichtig waren. Zum Beispiel, oder aber über die Mauern, die von keiner Seite gleich aussehen… viele Mauern sind es. Hohe Mauern, die behaglich zum Aufgeben auffordern.

© Petra Stoppacher 2021-04-01

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