Ein Blick in die Sterne am Pico del Teide

Katarina Zivkovic

von Katarina Zivkovic

Story

Man kann eine Reise durchplanen und mit hohen Erwartungen ins Flugzeug steigen. Aber am Ende wird doch wieder alles anders ablaufen. Ich würde es auch nicht anders wollen. Denn schlussendlich sind es die Dinge, die wir nicht planen, die uns am meisten prägen, uns die wichtigsten Lektionen fürs Leben beibringen und uns die schönsten Erinnerungen schenken.

Wir landeten auf Teneriffa. Es fühlte sich an als sei die Sonne ein Stückchen näher gekommen. Innerhalb von fünf Stunden hatte sich ein kalter, trüber, Oktobermorgen in Wien in einen warmen, sonnigen Mittag auf einer kanarischen Insel verwandelt.

Nachdem ich im Hotel meine Koffer ausgepackt hatte, warf ich einen ersten Blick auf die Umgebung. Das Erste, was ich sah, waren die mächtigen Berge, die den Hintergrund zu einer künstlerischen Leinwand machten. Aber wir waren von Hotels umzingelt. Reine Touristengegend.

Ich war enttäuscht. Reisen war etwas was meinem öden Alltag zu Hause einen Sinn verlieh. Es war das eine Gewürz, das notwendig ist, um einem Gericht seinen Geschmack zu verleihen. Ein Goldtopf voller Glücksgefühle den ich statt am Ende des Regenbogens im Ausland fand. Doch in dem Moment fühlte ich zum ersten Mal keine Spur dieser Freude.

Doch es kam noch anders. Ich sah natürliche Pools in denen sich mächtige Wellen gegen Felsen warfen, saß wenige Minuten später in einem kleinen Café und bestellte mir einen zumo de naranja mit den wenigen Spanischkenntnissen, die ich hatte.

Auf dem Sendero de los Sentidos wanderten wir durch einen Wald bis zu einem hohen Aussichtspunkt. Ich krabbelte durch Grünes bis ich auf einmal eine atemberaubende Aussicht vor mir hatte. Links und rechts riesige Berge, dazwischen der Atlantik und das alles geküsst von warmem Sonnenlicht.

Da dachte ich mir: „Für solche Aussichten, auch wenn sie nur einige Minuten lang zu genießen sind, lohnt es sich dieses Leben zu erleben.“ Es war ein Ort des Friedens, in dem sich alle inneren Konflikte aufgelöst hatten.

Das konnte man nicht übertreffen, oder? Dachte ich auch. Bis wir auf dem Weg zum Pico del Teide waren. Während wir rauffuhren wurde es langsam dunkel. Als wir unsere gewünschte Höhe erreichten, erblickte ich den schönsten Sternenhimmel, den ich je gesehen habe. Alles schien näher und strahlte mehr als es mir bekannt war. Dieser einzigartige Blick ließ mich für einige Zeit sogar die eisige Kälte vergessen, die mich umgab. Doch in dem Moment wäre es auch in Ordnung gewesen, wenn die Zeit und ich gemeinsam erfroren wären.

Im Hinblick auf die ersten Tage auf der Insel, hätte ich nicht gedacht, dass sich alles doch noch so gut entwickelt. Jedoch habe ich etwas dazugelernt. Schönheit ist nicht immer gleich erkennbar. Manchmal muss man die Dinge aus einer neuen Perspektive betrachten. Außerdem: Nicht jeder Ort wird dich verzaubern und sich wie ein neues Zuhause anfühlen. Aber das macht diejenigen Orte, die sich doch wie eine neue Heimat anfühlen umso einzigartiger.

© Katarina Zivkovic 2021-03-02

Hashtags