Ein Brief an dich, falls du mich je findest

Jelyra

von Jelyra

Story

Manchmal frage ich mich, ob es dich wirklich gibt.

Oder ob du nur eine Geschichte bist, die ich mir erzÀhle, wenn die Stille zu laut wird.

Vielleicht bist du irgendwo da draußen atmest dieselbe Nachtluft wie ich, suchst nach etwas, ohne zu wissen, was genau.

Vielleicht hörst du mich irgendwann. Vielleicht auch nie.

Wer weiß das schon? Ich schreibe diesen Brief nicht, weil ich dich gefunden habe. Sondern weil ich hoffe, dass es dich geben könnte. In manchen NĂ€chten liege ich wach und stelle mir vor, wie es wĂ€re, dich zu treffen.

Nicht auf dramatische Weise kein Blitz, kein Filmkuss im Regen. Nur ein Blick, der bleibt. Ein Satz, der tiefer geht als ĂŒblich. Jemand, der mich sieht, ohne dass ich viel erklĂ€ren muss. Jemand, der zuhört, nicht nur mit den Ohren, sondern mit der Seele.

Ich sehne mich nach einer Verbindung, die nicht fragt, wer man sein sollte.

Sondern liebt, wer man ist, mit all den Rissen, den Zweifeln, den unausgesprochenen Dingen.

Vielleicht wirst du jemand sein, der nicht sofort antwortet, aber lange nachdenkt. Der das Schöne im Schweren sieht. Der schweigen kann, ohne dass es unangenehm wird.

Ich stelle mir vor, dass du eine andere Art hast, die Welt zu betrachten. Nicht besser, nicht lauter nur klarer. Dass du in Dingen etwas entdeckst, das ich nie beachtet hÀtte. Vielleicht siehst du Farben in grauen Tagen, zeichnest mit Worten kleine Fluchten aus der RealitÀt.

Vielleicht liebst du es, Menschen zu beobachten, nicht um sie zu beurteilen, sondern weil du neugierig bist auf das, was in ihnen verborgen liegt. Ich glaube, du bringst Licht mit, nicht das grelle, das alles ĂŒberstrahlt, sondern jenes sanfte, das einen Raum wĂ€rmer macht, ein Licht, das nicht sagt: „Schau mich an“, sondern flĂŒstert: „Du darfst sein.“

Und ich? Vielleicht fange ich an, heller zu leuchten, nicht weil du mich verÀnderst, sondern weil du mich erinnerst, an das, was schon immer in mir war.

Und wenn wir uns nie begegnen? Dann bleibt dieser Brief wie eine Flaschenpost getrieben vom Wind der Sehnsucht, gestrandet irgendwo zwischen Traum und Zeit.

Aber falls du ihn doch findest, wenn du ihn liest und etwas in dir sagt: „Ich verstehe das“ dann weiß ich, dass ich dich nicht nur ertrĂ€umt habe.

Denn manchmal schreibt man, nicht um Antworten zu bekommen, sondern um gehört zu werden von jemandem, den das Leben vielleicht noch schickt.

© Jelyra 2025-05-19

Genres
Lebenshilfe
Stimmung
Emotional, Hoffnungsvoll, Traurig