von Sigrigel
In meiner Familie gibt es nicht nur einen Draht zu Viktor Frankl (habe ich in einer meiner vorigen Gschichten erzählt) , sondern auch eine Verbindung zum großen österreichischen Schriftsteller Thomas Bernhard, und zwar von seiner Geburt an!
Das kam so:
die Mutter meiner verstorbenen Patentante Luzie, Carolina Weiss, kam aus dem schönen Salzkammergut und war als junge Frau lange sehr befreundet mit der Mutter von Thomas Bernhard. Als Herta Bernhard schwanger wurde, als damals ledige Mutter, war es im Jahre 1931 schwierig, im Salzkammergut ungesehen zu entbinden. Der Vater, Alois Zuckerstätter, ein Bauernsohn, wollte sich außerdem nicht wirklich zu seinem Sohn bekennen. Später heiratete Herta Bernhard einen anderen Mann und Thomas Bernhard wuchs als Kind teilweise bei seinen Großeltern mütterlicherseits in Seekirchen am Wallersee auf.
Zurück zu seiner Geburt in Holland (Heerlen):
Herta Bernhard war als junge ledige Mutter verzweifelt, vertraute sich in ihrer Not der Mutter meiner Taufpatin an. Diese, Carolina Weiss, war allerdings schon nach Rotterdam ausgewandert, mit ihrer kleinen Tochter (meiner Tante) an der Hand. So gab es einen rührenden Briefwechsel zwischen den beiden Freundinnen (der auch in einigen Biographien über Thomas Bernhard erwähnt wird) , worin Carolina Weiss ihrer Freundin Herta riet, ihr Kind doch in den Niederlanden zu entbinden. Dies wäre dort für ledige Mütter einfacher und sie müsse sich in dem kleinen Salzburger Dorf keinem Skandal aussetzen.
Herta Bernhard zögerte nicht lange und fuhr – auf den Rat ihrer Freundin – hochschwanger in die Niederlande, um einige Wochen später im Februar 1931 ihren gesunden Buben, Thomas, zur Welt zu bringen. Sie musste sich allerdings dabei dem dortigen Krankenhaus in Heerlen als „Lehrobjekt“ für Hebammen zur Verfügung stellen. Da Herta Bernhard in Holland als Haushälterin bei einer Baronin eigenes Geld verdienen musste, kam Thomas bald zu einem Leihelternpaar nach Rotterdam. Dort wurde ihr Baby auf einem Kahn, gemeinsam mit anderen Babies, in einem Körbchen die ersten Wochen seines Lebens in den Schlaf geschaukelt und gesungen… viel weiß man nicht über die ersten Monate von Thomas Bernhard. Später nahm Herta Bernhard ihren Sohn wieder zu sich und übersiedelte, als er 6 Monate alt war, zurück zu ihren Eltern ins Salzkammergut, wo er ab dem 4. Lebensjahr meistens bei seinen Großeltern aufwuchs.
Sein Großvater, Johannes Freumbichler, der ihn sehr prägte, kommt in vielen Werken Thomas Bernhards, vor. Meine Tante Luzie, die Thomas seit ihrer Jugend gut kannte (er war einige Jahre älter als sie), meinte einmal, als ich ca. 16 Jahre alt war: „Sigrid, der Thomas war ein schüchterner, introvertierter und unzugänglicher Junge! Ich konnte als Mädchen nicht viel mit ihm anfangen, doch ich musste, wenn sich unsere beiden Mütter im Salzkammergut trafen, mit ihm spazieren gehen. Jessas, war das für mich, als aufgewecktes Kind, faaaaad!“
Zum Schmunzeln!
© Sigrigel 2020-05-02