von Maria Leber
Ich kam an diesem Tag, wie an jedem anderen, nach der Schule nach Hause. Ich schaute wie gewöhnlich in den Briefkasten, doch ich erwartete nichts, denn seitdem meine Mutter an Covid19 verstorben ist lebe ich dort alleine mit meinem Alkoholikervater. Dieser bekam nie Post oder ähnliches. Abgesehen von Rechnungen und sonstigem Zeug, was Erwachsene eben kriegen. Doch an diesem Nachmittag lag dort keine Rechnung oder irgendwas an meinen Vater, dort lag ein Brief, adressiert an mich. Auf dem Brief stand in Schönschrift geschrieben: An Kaimana Ka?aukai, Birkennest 24m 61440 Oberursel. Als ich auf der Rückseite nach dem Absender suchte, fand ich keinen. Also ging ich ins Haus. Da es bereits 16 Uhr war setzte ich mich gleich an meinen Schreibtisch und begann mit meinen Hausaufgaben. Nach ungefähr 2 Stunden kam mein Vater ins Zimmer und war ausnahmsweise mal nüchtern. So konnte ich nach einer Woche endlich mal wieder normal mit ihm reden. Früher als ich kleiner war, war er nicht alkoholabhängig, doch nachdem meine Mutter vor einem Jahr und 3 Monaten an Covid 19 gestorben war, begann er zu trinken. Also redeten wir über die Schule und was letzte Woche alles passiert ist. Ich vergaß den Brief und machte Abendessen. Papas Lieblingsessen, Spargel mit Soße Hollandaise Schnitzel. Das Essen fanden wir beide sehr gelungen und wir deckten gemeinsam ab. Nach dem Abendessen spielten wir noch Karten und sprachen über die kommende Woche, denn das Schuljahr ist in 2 Wochen zu Ende und wir wollten endlich wieder in den Urlaub fahren, was die letzten 2 Jahre wegen Covid nicht ging. Ich habe aber in den ersten 2 Wochen allerdings ein Surfcamp bei meinen Verwandten auf Hawaii, um genau zu sein auf Kahoolawe. Diese Insel ist meiner Meinung nach die schönste. Dort studiert auch meine ältere Cousine Lahela Medizin. Ich freue mich auf den Besuch dort wirklich sehr, doch meinen Vater will ich nicht alleine zu Hause lassen, nach dem Tod meiner Mutter. Ich habe Angst, dass er an einer Alkoholvergiftung stirbt und ich ihm nicht helfen kann. In der dritten Woche wollte ich zu Hause sein, um wenigstens eine Woche zu haben, in der ich zu Hause bin. Vierte und fünfte fliegen meine Vater und ich in die Mongolei, wo er ursprünglich herkommt.
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© maria leber 2023-08-01