Ein Buch

Manuela Johanna Holl

von Manuela Johanna Holl

Story

Neulich war ich in der Buchhandlung. Ja, ich gehe noch zum Buchhändler.

Einfach, weil ich das, was ich mir kaufen will, zuerst in meinen Händen halten möchte. Ich möchte es ertasten, fühlen und riechen.

Ja, ich weiß, ich bin altmodisch. Aber altmodisch ist doch Retro. Und Retro ist in. Also bin ich in.

Zurück in die Buchhandlung.

Ich schaue mich um. Ohne zu wissen, was ich suche. Ich schalte, wenn ich sie betrete, die Buchhandlung, mein Hirn aus. Ich schalte die Augen ein und lasse mich einfach leiten. Ich gehe ein bisschen dahin. Ich gehe ein bisschen dorthin. Ich nehme ein Buch in die Hände. Ich drehe es um, dann lege ich es wieder zurück? Irgendwie ist es nicht meines. Ich weiß nicht, warum das so ist. Ich weiß es nicht mit meinem Verstand, denn der ist ja aus.

Ich schaue wieder ein bisschen. Die Farbe gefällt mir, sie zieht mich an. Es ist eine Mischung zwischen Rosa und Rot. Diese Farbe gefällt mir. Irgendwie erinnert sie mich an die 80er. Ich denke an Schulterpolster und muss lachen.

Ich schaue mich um. Hat mich jemand gehört?

Eine junge Frau nickt mir zu. Vielleicht hat sie ja meine Gedanken erhascht. Vielleicht gefällt ihr mein Lachen. Oder es gefallen ihr die Farben. Das Buch halte ich bereits in den Händen.

Es ist ein Roman. Ich lese sonst keine Romane. Aber diese Farbe! Sie lässt mich nicht los. Sie wickelt mich ein, sie umgarnt mich, sie verführt mich. Ich drehe das Buch um und schaue auf die Rückseite.

Eine Frau lacht mich an. Mir scheint, ich kenne sie. Das Gesicht kommt mir so vertraut vor. Aber der Name, der darunter steht, ist mir unbekannt.

Ich lese die Vita. Ich lese die Kurzbeschreibung.

Ich lese von mir! Kann das sein?

Ein Duft steigt mir in die Nase. Es riecht auf einmal nach … ja, wonach eigentlich? Mir fällt er nicht ein, der Duft. Dann spüre ich auf einmal, dass mich jemand an der Hand nimmt. Es fühlt sich so herrlich an. Diese Hand, die plötzlich die meine hält. Ich fühle mich geborgen. So geborgen wie in einer rosaroten Wolke.

Dann drehe ich mich um. Ich mache die Augen auf. Und sehe etwas neben mir liegen.

Ein Buch. Es ist rosarot.

Und sehe meinen Namen darauf stehen. Und dann höre ich mich lachen.

Mein Mann brummt etwas neben mir und hält meine Hand noch fester, damit ich nicht aufstehe, wie ich es so gerne mache, in der Früh, wenn ich aufwache und noch ein bisschen benebelt bin von meinem Traum. Denn dann habe ich die besten Ideen – für mein rosarotes

Buch!

© Manuela Johanna Holl 2019-11-13