von Marcela
„Hast du eigentlich mal wieder was von deinem ersten Freund gehört?“, fragte mich Emma eines Tages während eines unserer Kaffeetratscherl im Le Bistro im 3. Bezirk. Wir waren bereits seit unserer Kindheit eng befreundet, kannten also alle Ex-Freunde des anderen.
„Achja, Anton,“ lachte ich, „An den hab ich ja schon ewig nicht mehr gedacht.“ 15 war ich damals gewesen, 6 Monate hatte es gehalten. Auch Emma grinste. Dann wurde sie ernst und fragte: „Denkst du, du hast durch ihn etwas über deinen Wunschpartner gelernt?“ Über diese Frage musste ich erstmal nachdenken. „Auf jeden Fall.“, sagte ich schließlich vorsichtig, „Anton war dominant und musste immer seinen Willen durchsetzten. Dadurch habe ich gemerkt, dass ich mit jemand, der so dominant ist, nicht glücklich sein kann.“ Emma nickte. „Seh ich genauso, er hat dich ganz schön rumkommandiert.“
„Und was ist mit dir?“, fragte ich und grinste. Ihr erster Ex-Freund war die reinste Katastrophe gewesen. „Oh Gott, erinnere mich nicht an Hans!“, rief sie gleich. Sie war damals 18 gewesen und ich hatte so einige Probleme mit ihm. Er hatte die ganze Zeit versucht, sie von allen zu isolieren, besonders jedoch von mir, da ich sein Spiel durchschaut hatte.
„Weißt du noch, als er drohend zu mir gesagt hat, `wir werden ja sehen, wer in einem Jahr noch Kontakt zu Emma hat?´“, fragte ich, noch immer stinkwütend bei dieser Erinnerung. Sie verzog das Gesicht. „Das war mal ein Griff ins Klo, ich bin so froh, ihn los zu sein. Danach hat er mich 1 Jahr lang nicht in Ruhe gelassen. Aber reden wir über was anderes: Was ist mit Thomas?“
Thomas war mein zweiter Freund gewesen. „Den hatte ich ja schon ganz vergessen!“, sagte ich und lachte. Thomas und ich waren nur drei Monate lang ein Paar gewesen, „Das war ja mehr Langeweile als Liebe.“
„Achja, stimmt.“, prustete Emma, „War das nicht der, der die ganze Zeit nur daheim fernsehen und nie etwas unternehmen wollte?“ Ich verdrehte die Augen bei dieser Erinnerung. Schon immer war ich ein Mensch voller Tatendrang gewesen. Diese 3 Monate hatten mich definitiv gelehrt, dass ein Couch-Potatoe nicht die richtige Wahl war.
„Adrian war dann ja schon ganz okay.“, seufzte ich. Wir waren nur wenige Monate lang ein Paar. „Schade nur, dass du da irgendwie Freundschaft und Liebe verwechselt hast.“, stimmte mir Emma zu. Das stimmte mich ein wenig traurig. Nach einiger Zeit war ich nämlich draufgekommen, dass ich Adrian zwar als Menschen sehr, sehr gern hatte, aber leider nicht in ihn verliebt war. Das hatte sein Herz gebrochen. „Reden wir nicht mehr darüber.“, meinte da auch schon Emma, die merkte, dass mich das traurig machte.
In diesem Moment sahen wir, dass unsere jetzigen Freunde, mit denen wir schon jahrelang sehr glücklich waren, auf uns zukamen. Emma und ich lächelten uns an. Instinktiv begriffen wir beide, dass diese Fehlgriffe, über die wir gerade geredet haben, es möglich gemacht haben, uns selbst gut genug kennenzulernen, um bereit für diese zwei tollen Männer zu sein.
© Marcela 2020-05-10