Wenn man beim Film arbeitet, lernt man natürlich oft interessante Menschen kennen. Die meisten haben was. So ein Flair.
Wenn sie in mein Büro kamen, oder wenn ich sie im Gang traf, Curd Jürgens begegnete, das hat mir schon gefallen. Wenn der in die Tür trat, wurde es im Raum dunkler. Er hatte den Beinamen „Normannischer Kleiderschrank“ und wurde ihm auch gerecht. Dagegen Horst Buchholz, so ein zartes Bürscherl. Auf leisen Sohlen. Eigenartig. Elke Sommer, eine Pfarrerstochter, die in Hollywood zur Sexkönigin gemacht wurde, war auch so ein halbes Portiönchen. Die werden schon ins richtige Licht gesetzt. Privat erkennt man sie kaum.
Ja, so gingen halt im Laufe der Jahre einige vorbei an meiner Tür oder an meinem Schreibtisch. Intensiver zu tun hatte ich mit Michael Verhoeven. Der war eigentlich „nur“ der Ehemann von Senta Berger. 1962 ging sie nach Hollywood, wo sie mit wirklichen Filmgrößen gespielt hat.
Nach ein paar Jahren kam sie zurück, sie heirateten und gründeten Sentana-Film. 1976 kamen sie mit einem Projekt zu uns, zur GLORIA-Film. CONSTANTIN, der große Konkurrent, produzierte Winnetou, Western, Bud Spencer & Co. Wir waren für alles andere zuständig. Daneben kamen junge Wilde, das Autorenkino, Rainer Werner Fassbinder, Intellektuelle, Rebellen.
Michael Verhoeven war kein Rebell, aber er machte gute Filme mit Tiefgang. „Die weiße Rose“ z.B., das Drama der Münchener Geschwister Hans und Sophie Scholl, Widerstandskämpfer gegen Hitler im Alter von 25 bzw. 22 Jahren erhängt. Die Zusammenarbeit mit Verhoeven war reines Vergnügen, getragen von gegenseitigem Respekt. Er konnte motivieren, weil er selber alles gab. Der Film „Ein gefundenes Fressen“ mit Heinz Rühmann und Mario Adorf, damals sein Schwager, war meine erste Bewährungsprobe als Pressechefin. Mit Verhoeven fiel mir das leicht. Ich gab gerne 150%.
Wenn Senta Berger ins Büro kam, wehte ein Duft von Hollywood durch die Gänge. Daneben wirkte Verhoeven wie ein Primaner. Sie kam mir etwas affektiert vor, aber ich glaube, sie war es nicht. Es umgab sie das gewisse Etwas, das ihr auch den internationalen Erfolg brachte. Keine andere österreichische Schauspielerin hat es in die USA geschafft, mit Leuten wie Yul Brynner, Charlton Heston, Frank Sinatra, Dean Martin, Kirk Douglas, George Hamilton, Richard Harris, John Wayne gespielt.
Zurück in München wollten sie und ihr Mann nun gehaltvollere Filme drehen. Das ist gelungen. Sie war auch eine der wenigen, die über viele Jahre hindurch konstant Qualität gezeigt hat und mit dem Alter immer besser wurde.
In Wikipedia les ich grad: Mit dem Alain Delon hat sie auch gedreht. Buhlschaft war sie von Maximilian Schell. Da war ich am Domplatz, fällt mir grad ein. Heiß war’s. Kir Royal mit Hildebrandt und Franz Xaver Kroetz, Schwiegersohn von Maria Schell. Burgtheater, Tartuffe mit Brandauer. Grimme-Preis, Chansons. Kriminalkommissarin Dr. Prohacek. Eigene Briefmarke.
Da darf sie dann auch a bissl arrogant rüberkommen.
© 2020-05-03